Die Juden in der Weimarer Republik

Antisemitismus in der Weimarer Republik

Adolf Hitler war es, der die Judenfeindlichkeit zum Programm erhob und Millionen von Juden ermorden ließ. Judenhass gab es jedoch schon in der Antike und im Mittelalter. Die Christen machten die Juden verantwortlich für den Tod von Jesus Christus.

Immer wenn ein Sündenbock gesucht wurde, machte man die Juden dazu. In der Zeit der Weimarer Republik war dies auch so. Dass die Hass- und Hetzparolen der Nationalsozialisten auf fruchtbaren Boden fielen, hat also auch hier eine Ursache. Ein anderes Wort für Judenfeindlichkeit ist Antisemitismus.
 

Die jüdische Bevölkerung 1918

Etwa ein Prozent der Bevölkerung im Deutschen Reich waren im Jahr 1918 Juden. Das waren rund 600.000 Menschen. Die meisten von ihnen lebten in den Großstädten Berlin, Frankfurt, Breslau und Hamburg. Hier in den Städten machte der Anteil der jüdischen Bevölkerung etwa 5 bis 10 Prozent aus. Allein in Berlin lebte ein Drittel aller deutschen Juden.

Nach Berlin kamen zur Zeit der Weimarer Republik zudem viele osteuropäische Juden, die aus Russland und Osteuropa vor der Revolution geflohen waren. Man nannte sie "Ostjuden". Sie waren oft besonders arm. Ein Teil von ihnen zog weiter nach Westen, ein Teil blieb. Viele Berliner Juden lebten im Scheunenviertel und in Charlottenburg.
 

Berufe von Juden

Im Mittelalter waren Juden bestimmte Berufe verboten worden. Z. B. waren ihnen Ackerbau und Grunderwerb verboten, ebenso der Beitritt zu Handwerkszünften und Kaufmannsgilden.

So kam es, dass bestimmte andere Berufe von besonders vielen Juden ausgeübt wurden. Viele arbeiteten als Rechtsanwälte und Ärzte oder betrieben Warenhandel. Ihr Anteil an Großunternehmern und Bankiers wuchs.

In Wissenschaft, Kunst und Literatur leisteten Juden häufig Bedeutendes, was sich nach 1933, als viele Juden emigrierten, schmerzvoll bemerkbar machte. Im Deutschen Reich gab es zwar keine offiziellen Berufsverbote mehr, aber viele Berufe waren den Juden praktisch doch verschlossen.

So gab es keine jüdischen Offiziere und ihr Anteil an Hochschulprofessoren war gering – sie wurden einfach nicht berufen. Von den etwa 200 Ministern der Republik waren nur fünf jüdischstämmig.
 

Juden in der Weimarer Republik

Der schon in der Kaiserzeit vorhandene Antisemitismus (Judenfeindlichkeit) spitzte sich nach dem Ersten Weltkrieg zu. Man stempelte die Juden zum Sündenbock für die Kriegsniederlage, die Arbeitslosigkeit und die Inflation – kurz für alle Probleme der Weimarer Republik.

Zudem machte man die Juden zusammen mit den Sozialdemokraten dafür verantwortlich den Krieg verloren zu haben, indem sie dem Heer einen Dolch in den Rücken gestoßen hätten ("Dolchstoßlegende"). Dass auch 12.000 jüdische Soldaten im Kampf gefallen waren, kehrte man dabei unter den Teppich.
 

Hetze und Ausschreitungen gegen Juden

Man hetzte in Zeitungen und Flugblättern gegen die Juden und machte auch vor Übergriffen nicht halt. So kam es etwa am 5. November 1923 im Berliner Scheunenviertel zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen Juden, ebenso am 12. September 1931 am Kurfürstendamm (Kurfürstendamm-Krawall 1931), als Angehörige der SA Juden beschimpften und tätlich angriffen.

Neben der NSDAP war auch die DNVP eine antisemitische Partei. In ihren Parteiprogrammen sprachen sie sich deutlich für die Vertreibung und Entrechtung der deutschen Juden aus.
 

Propaganda von rechts bezeichnet die Juden als Verschwörer

Geradezu wahnhaft zeigt sich der Antisemitismus in der Verschwörungstheorie der Nationalsozialisten, die aus Russland nach Europa gelangt war. Man behauptete, die Juden hätten sich verschworen, um die Weltherrschaft zu erlangen und stünden auch hinter  dem kommunistischen System der Sowjetunion ("Jüdischer Bolschewismus").

Der Judenfeindlichkeit, die unter dem Begriff "Antisemitismus" schon im Kaiserreich auswuchs, wurde in der Weimarer Republik der Boden bereitet für den staatlich organisierten Massenmord an sechs Millionen europäischen Juden unter den Nationalsozialisten.