Was wurde aus den Sowjetrepubliken? Die Nachfolgestaaten der Sowjetunion
Die ehemaligen Sowjetrepubliken
Was aus den einzelnen Sowjetrepubliken wurde, kannst du unten nachlesen. Es handelt sich um Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Moldau, Tadschikistan, Turkmenistan und die Ukraine sowie die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. Die baltischen Staaten findest du gesondert unter Baltische Staaten.
Armenien
Am 21. September 1991 erklärte sich Armenien für unabhängig. Die Wirtschaft brach zunächst stark ein. Ein Grund dafür war der schwierige Übergang von der sowjetischen Planwirtschaft zur Marktwirtschaft, die mit einer großen Privatisierungswelle einhergingen.
Dazu kamen aber Zerstörungen durch ein Erdbeben 1988 und der Konflikt um Bergkarabach, eine Region, in der viele Armenier wohnen, die aber zum Staatsgebiet von Aserbaidschan gehört. Bergkarabach spaltete sich schließlich 1991 von Aserbaidschan ab und erklärte sich für unabhängig (und benannte sich 2017 in Republik Arzach um). Aserbaidschan und die Türkei, die Aserbaidschan unterstützt, blockierten daraufhin den Handel mit Armenien. Beide Länder halten die Grenzen zu Armenien geschlossen.
1993 führte Armenien den Drach als Währung ein. 1995 gab sich Armenien eine neue Verfassung. 2006 wurde diese geändert und das Parlament erhielt nun mehr Rechte, während die Macht des Staatspräsidenten verringert wurde.
2008 kam es zu Protesten in Armenien. Die Demonstranten warfen Sersch Sargsjan, der zum Präsidenten gewählt worden war, Wahlbetrug vor. Die Aufstände wurden gewaltsam niedergeschlagen. 2015 wurde die Macht des Parlaments weiter gestärkt.
2018 kam es zur Samtenen Revolution in Armenien. Der gewaltfreie Protest war erfolgreich und Sargsjan musste das Amt des Ministerpräsidenten, das er nun hatte einnehmen wollen, wieder aufgeben. Der Anführer der Proteste, Nikol Paschinjan, wurde neuer Ministerpräsident. Armenien strebt enge Beziehungen sowohl zur EU als auch zu Russland an und ist Mitglied der Östlichen Partnerschaft als auch der Eurasischen Wirtschaftsunion. Viele Firmen in Armenien sind in russischer Hand.
Noch immer gibt es einige Probleme zu lösen. So gibt es nach wie vor Korruption, keine unabhängige Justiz und reiche Oligarchen. Die Modernisierung der Wirtschaft und des Landes wird so behindert. Dennoch wurde die Wirtschaftskraft wieder ab 1997 gesteigert. Insbesondere ab 2001 wuchs die Wirtschaft dann stark und erreichte 2006 das Level aus Sowjetzeiten. Das ist im internationalen Vergleich allerdings nach wie vor gering.
Aserbaidschan
Am 18. Oktober 1991 erklärte sich Aserbaidschan für unabhängig. Es gab Reformen und eine neue Verfassung. Formal wurde begonnen, einen demokratischen Staat aufzubauen.
Tatsächlich aber entwickelte sich unter dem Präsidenten Heidar Alijew schon ab 1993 ein autoritär geführter Staat. Nach seinem Tod 2003 wurde sein Sohn Ilham Alihew sein Nachfolger. Die Wahlen werden als manipuliert eingestuft. Es gibt viel Korruption.
Georgien
Georgien erklärte sich am 9. April 1991 für unabhängig. Abchasien und Südossetien spalteten sich von Georgien ab, unterstützt von Russland. Der erste Präsident des Landes wurde bei einem Militärputsch schon 1992 des Amtes enthoben.
Eduard Schewardnadse war als zweiter Präsident bis 2003 im Amt. Es gab demokratische Reformen, aber Korruption und Wahlfälschungen waren an der Tagesordnung. Georgien war ein sehr armes Land.
2003 kam es zur Rosenrevolution. Mit Rosen in den Händen stürmten die Menschen das Parlament. Angeführt wurden sie von Micheil Saakaschwili, der neuer Präsident wurde. Die Korruption wurde eingedämmt, die Kriminalität bekämpft.
2008 flammte der Krieg in den abtrünnigen Gebieten im Kaukasuskrieg erneut auf, endete aber mit einer Niederlage für Georgien. Giorgi Margwelaschwili wurde 2013 Präsident, 2018 gewann Salome Surabischwili als erste Frau die Wahlen. Georgien reichte im März 2022 ein Beitrittsgesuch für die EU ein.
Kasachstan
Kasachstan wurde am 16. Dezember 1991 unabhängig. Es war das letzte der Sowjetrepubliken, das diesen Schritt ging. Das Land wird autoritär regiert. Seit ersten Protesten hat sich das noch verstärkt und politische Gegner werden zunehmend verfolgt, Pressefreiheit immer weiter eingeschränkt. Korruption ist weit verbreitet.
Von 1990 bis 2019 war Nursultan Nasarbajew Präsident von Kasachstan. Er trat im März 2019 zurück und sein Gefolgsmann Qassym-Schomart Toqajew wurde sein Nachfolger. Es bestehen enge Beziehungen zu Russland. Es gab allerdings auch eine wirtschaftliche Annäherung an den Westen.
Im Januar 2022 kam es erneut zu Protesten. Lange Jahre gab es offenbar ein Vertrauen in die politische Führung, das nun schwand. Viel Menschen waren nun unzufrieden mit der politischen und wirtschaftlichen Lage in ihrem Land. Durch den Einsatz von Truppen aus dem Militärbündnis OVKS, u.a. aus Russland und Belarus, wurde der Aufstand gewaltsam beendet.
Kirgisistan
Am 31. August 1991 wurde Kirgisistan (Kirgistan) unabhängig. Der erste Präsident Askar Askajew leitete Reformen ein, um das Land zu demokratisieren. Zunehmend regierte er aber autoritär.
2005 wurde Askajew in der Tulpenrevolution gestürzt. Die Gebirgstulpe war das Zeichen und Symbol der Opposition, die vor allem gegen Wahlbetrug demonstrierte. Doch auch der nächste Präsident wurde gestürzt.
Ab 2010 kam es aber wieder zu Reformen, die eine neue Verfassung und den Übergang zu einer parlamentarischen Republik vollziehen sollten.
2021 wurde dieser Plan in einer Volksabstimmung über das Regierungssystem aber wieder rückgängig gemacht.
Mit Sadyr Dschaparow wird Kirgisistan wieder autoritär regiert. Korruption und Armut sind ebenfalls weiterhin Probleme, mit denen Kirgisistan zu kämpfen hat.
Moldau
Moldau (Moldawien) wurde am 27. August 1991 unabhängig. Schon in den 1980er Jahren gab es Bestrebungen in Moldau, den russischen Einfluss einzudämmen. Die im Land lebenden Rumänen bekamen mehr Einfluss und erreichten eine Rückkehr zur rumänischen Sprache in lateinischer Schrift (statt Kyrillisch).
In Transnistrien im Osten und Gagausien im Südwesten gab es nach der Unabhängigkeitserklärung Bestrebungen sich abzuspalten. In Transnistrien, von Russland unterstützt, kam es zum Krieg. Gagausien konnte wieder eingegliedert werden, Transnistrien steht nicht mehr unter moldauischer Kontrolle.
Nach zwischenzeitlicher Annäherung an Russland ab 2001, haben 2005 wieder nach Westen orientierte Gruppen die Mehrheit. Die Bevölkerung ist gespalten zwischen pro-russischen und pro-europäischen Anhängern.
2014 wurde ein Assoziierungsabkommen mit der EU beschlossen. 2022 wurde Moldau EU-Beitrittskandidat.
Tadschikistan
Am 9. September 1991 wurde Tadschikistan unabhängig. Erster Präsident wurde der Kommunist Rahmon Nabijew. Es kam jedoch zu einem Bürgerkrieg zwischen islamischen Fundamentalisten und der neuen Regierung. Nabijew wurde gestürzt, sein Nachfolger wurde 1944 Emomalij Rahmon. Er ist bis heute Präsident von Tadschikistan. Der Bürgerkrieg konnte 1997 beendet werden.
Tadschikistan wird autoritär von einem mächtigen Präsidenten regiert. Vetternwirtschaft und Korruption sind weit verbreitet. Wahlen gelten als undemokratisch. Es gibt viele Menschenrechtsverstöße, die Pressefreiheit ist stark eingeschränkt. Auf einer Militärbasis sind mehrere tausend russische Soldaten in Tadschikistan stationiert.
Turkmenistan
Am 27. Oktober 1991 wurde Turkmenistan unabhängig. Der Kommunist Saparmyrat Nyýazow wurde 1991 erster Präsident von Turkmenistan und blieb dies bis zu einem Tod 2006. Er baute ein autoritäres Regime auf, das auch unter seinen Nachfolgern Gurbanguly Berdimuhamedow (2006 – 2022) und seinem Sohn Serdar Berdimuhamedow (seit 2022) fortgeführt wurde und wird. Turkmenistan gilt als totalitäre Diktatur. Menschenrechte werden verletzt, es gibt keine Pressefreiheit, dafür ist die Korruption weit verbreitet.
Die Beziehungen zu Russland sind gut. Zwischen 1991 und 1999 waren russische Soldaten in Turkmenistan stationiert, um die Grenze nach Afghanistan und zum Iran zu sichern. Eine erneute Stationierung 2017 lehnte Turkmenistan jedoch ab.
Ukraine
Am 24. August 1991 wurde die Ukraine unabhängig. Lange suchte das Land seine Rolle zwischen Europa im Westen und Russland im Osten. Auch die Bevölkerung war gespalten. Der Anteil der Russen in der Bevölkerung war in einigen Regionen sehr hoch, vor allem im Osten des Landes. So fanden sich dort viele pro-russische Befürworter, während man im Norden und Westen eher zu Europa tendierte.
Die Orange Revolution brachte schließlich 2004 die pro-Europäer an die Macht. Präsident Juschtschenko agierte aber nicht zur Zufriedenheit der Bevölkerung und so wurde der russischfreundliche Janukowytsch Präsident.
Ab 2013 kam es zu den Euromaidan-Protesten, benannt nach dem zentralen Platz in Kiew. Janukowytsch floh im Februar 2014. Mit Poroschenko und ab 2019 Wolodymyr Selenskyj kamen wieder Pro-Europäer an die Macht. Ein Assoziierungsabkommen mit der EU wurde 2014 unterschrieben.
Russland besetzte 2014 völkerrechtswidrig die Krim. Im Osten der Ukraine begann im Donbass ein Krieg. Pro-russische Separatisten kämpften für eine Abspaltung von Donezk und Luhansk und erklärten sich zu eigenständigen Staaten. Im Februar 2022 erkannte Russlands Präsident Putin diese Eigenständigkeit an und griff kurz darauf die gesamte Ukraine an (Krieg in der Ukraine).
Die Ukraine wird seitdem von der EU, den USA und der NATO im Kampf um ihre Freiheit unterstützt. Das Land wurde außerdem EU-Beitrittskandidat.
Usbekistan
Am 1. September 1991 wurde Usbekistan unabhängig. Erster Präsident wurde Islom Karimov. Bis zu seinem Tod 2016 blieb er im Amt.
Nachfolger wurde Shavkat Mirziyoyev. Unfreie Wahlen und die Verletzung von Menschenrechten und Pressefreiheit stehen in der Kritik. Unruhen im Jahr 2005 wurden gewaltsam niedergeschlagen.
Usbekistan unterhält enge Beziehungen zu Russland. 2005 wurde ein militärischer Beistandspakt von beiden Ländern unterzeichnet. Eng verbunden ist das Land mit Kasachstan, während das Verhältnis zu Kirgisistan angespannt ist.