Fotos für die Presse und Fotos für die Kunst
Fotografie in der Weimarer Republik und berühmte deutsche Fotografen
Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde zur Blütezeit der Illustrierten. So nannte man Zeitschriften mit besonders vielen Bildern. Die erste deutsche Illustrierte erschien zwar schon 1843 in Leipzig (Illustrirte Zeitung – damals noch nur mit i), doch die Hoch-Zeit der Illustrierten kam ab 1920.
Vor allem die Berliner Illustrierte Zeitung (BIZ) und die Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) erreichten enorm hohe Auflagen. Die wöchentliche Gesamtauflage aller Illustrierten in Deutschland betrug 1930 stolze 5 Millionen.
1924 kam die erste Kleinbildkamera auf den Markt: die Leica I. Plötzlich konnte man seinen Fotoapparat mit sich herumtragen ohne schwer schleppen zu müssen. Unsd man konnte nun Schnappschüsse machen und ganz schnell viele Fotos hintereinander knipsen.
Pressefotografie
Einer der bekanntesten Pressefotografen war Erich Salomon. Er wurde bekannt, als er 1928 heimlich Fotos von einem Mordprozess machte. Danach fertigte er in fünf Jahren rund 350 Bildreportagen. Er entwickelte so manches Zubehör, um heimlich fotografieren zu können, z. B. einen angeblich gebrochenen Arm, ein ausgehöhltes Buch oder einen Koffer mit Öffnungen für die Kameralinsen.
Die "unsichtbare Kamera" wurde sein Markenzeichen, das auch andere wie Marianne Breslauer nachzuahmen begannen. Weitere bekannte Pressefotografen dieser Zeit waren Walter Reuter, Felix H. Man und Stefan Lorant.
Erste Fotoagenturen
Es entstanden nun auch Fotoagenturen, die den Zeitungen ihre Fotos und manchmal sogar fertige Reportagen anboten. Eine bekannte Agentur, die erstmals solche Bild-Text-Geschichten im Angebot hatte, war der Deutsche Photodienst (Dephot), der 1928 von Simon Guttmann gegründet wurde.
Fotografie als Kunst
Die Fotografie erlangte nun auch immer mehr einen Status als Kunstform. 1929 stellten internationale Künstler in der Stuttgarter Werkbund-Ausstellung "Film und Foto" ihre Fotografien aus, z. B. die Amerikaner Edward Weston oder Man Ray.
Man Ray experimentierte seit 1919 viel mit Fotografien. Übrigens wurde auch in der Werbung zunehmend auf Fotos zurückgegriffen statt auf Zeichnungen. So mancher Künstler verdiente sich hiermit ein Zubrot.
Die Neue Sachlichkeit in der Fotografie der 20er Jahre
Es gab aber auch deutsche Fotografen, die Bekanntheit erlangten. Sie lassen sich stilistisch den Strömungen der Zeit zuordnen. Typisch war wie in der übrigen Kunst der Weimarer Republik der neu-sachliche Stil.
August Sander war einer dieser neu-sachlichen Fotografen. Er wurde bekannt für seine Porträts, die er in dem Bildatlas "Menschen des 20. Jahrhunderts" veröffentlichte. Es zeigt uns bis heute einen faszinierenden Querschnitt der Menschen der 1920er und 1930er Jahre. Sander zeigt sie in typischer Kleidung und Umgebung. "Nüchtern" und "sachlich" werden die Personen gezeigt.
Weitere bekannte Fotografen der Neuen Sachlichkeit waren Albert Renger-Patzsch und Karl Bloßfeldt.
Neues Sehen bei Umbo
Ganz anders Otto Umbehr, genannt Umbo. Er war ein Bauhaus-Schüler. Sein Werk zeichnet sich durch große Ausdrucksstärke, ungewöhnliche Perspektiven und Ausschnitte sowie der Arbeit mit Licht und Schatten aus.
Auch andere Bauhaus-Fotografen wandten sich dieser Technik zu. Insbesondere extreme Blickwinkel von unten oder oben waren typisch. Die Fotografen experimentieren gerne und wollen Bekanntes in ganz neuer Darstellung zeigen und so den Betrachter zum Nachdenken anregen. Man nennt ihre Darstellung auch das "Neue Sehen".
Blick zurück
In Deutschland begann die Zeit der Pressefotos 1883, als das erste Foto in der Leipziger Illustrierten Zeitung gedruckt wurde. Erst langsam setzte sich das gedruckte Foto gegen Zeichnungen und Lithografien (Steindruckverfahren) durch. Nach 1900 waren es zunächst die Wochenzeitungen, die Illustrierten, die mehr und mehr Fotos verwendeten.
Um 1920 stellten sie auf Rotationsdruck um, wodurch in kurzer Zeit hohe Auflagen gedruckt werden konnten. Tageszeitungen verwendeten vor und während des Ersten Weltkrieges noch fast gar keine Fotos.