Zuckertüten, Griffel und Schiefertafel

Einschulung in der Weimarer Republik

Das Reichsschulgesetz legte 1920 fest, dass alle Kinder mit 6 Jahren in die Volksschule eingeschult wurden. Wie aber war das damals, wenn man in die Schule kam?
 

Lange Schulwege

Manche Kinder, die auf dem Land lebten, hatten sehr lange Schulwege. Es war durchaus nicht unüblich, dass man 3 Kilometer zu Fuß zur Schule gehen musste. Ein Bus fuhr nicht und ein Fahrrad besaß man nicht!
 

Schultüte oder Zuckertüte

Dass man zur Einschulung eine Schultüte bekam – oder manchmal auch Zuckertüte genannt – verbreitete sich etwa ab 1900. Zunächst kannte man diesen Brauch in den Städten, nach und nach auch auf dem Land. So beschreibt zum Beispiel der Schriftsteller Erich Kästner in seinem Buch "Als ich ein kleiner Junge war", was 1906 alles in seiner Schultüte war.
 

Ranzen

Zur Einschulung bekam man natürlich auch einen Ranzen. Der war aus Leder und wurde auf dem Rücken getragen. Jungenranzen unterschieden sich von Mädchenranzen durch die Anordnung der Trageriemen. Im Ranzen befanden sich die Fibel (also ein Schulbuch zum Lesen lernen), ein Griffel und eine Schiefertafel.

Aus dem Ranzen hing  ein kleiner Schwamm an einem Bindfaden heraus. An diesem ließen sich die Erstklässler erkennen, denn mit der 2. Klasse verschwand die Schiefertafel und damit auch das Schwämmchen. Nun durfte man in ein Heft schreiben.
 

Schiefertafel und Griffel

Schreiben wurde auf der Schiefertafel gelernt. Die hatte auf der einen Seite Linien, auf der anderen Karos. Man schrieb darauf mit einem Griffel, der im Griffelkasten aufbewahrt wurde.

Mit dem Schwamm konnte man alles schnell wieder wegwischen, ein Tuch diente zum Trocknen. In den 1920er Jahren lernten fast alle Kinder Sütterlin. Ab der 2. Klasse durften die Kinder dann mit einer Schreibfeder in ein Schulheft schreiben - Füller gab es für Schüler damals noch nicht.
 

Schule früher

Vielleicht haben deine Großeltern dir schon einmal erzählt, dass sie früher in der Schule viel mehr auswendig lernen mussten. Auch in der Weimarer Republik war das so. Die Schüler lernten viele Gedichte und Lieder, die sie dann ihr Leben lang nicht vergaßen.

Hoch im Kurs stand bei den Lehrern auch das Kopfrechnen. Regelmäßig wurden Diktate geschrieben. Aber das macht ihr ja heute auch noch, oder?
 

Schülermütze für die Pennäler

Kam man auf die höhere Schule, also die Realschule oder das Gymnasium, durfte man eine Schülermütze tragen. So war also schon gleich zu erkennen, dass man die höhere Schule besuchte. Stolz wurde das gute Stück auf dem Kopf getragen.

Für die, die auch gerne aufs Gymnasium gegangen wären, deren Eltern sich das aber nicht leisten konnte, war der Anblick natürlich nicht so schön und schürte schnell Neid.

Die Mützen sahen je nach Schule anders aus und unterschieden sich oft auch nach Jahrgangsstufe. Von den Nationalsozialisten wurden die Mützen 1933 verbannt. Schüler einer weiterführenden (höheren) Schule hießen übrigens damals Pennäler.
 

Das Schuljahr

Das Schuljahr begann nicht wie heute im Herbst, sondern nach Ostern. Zeugnisse gab es nach den Herbstferien und vor Ostern. Erst 1967 wurde der Schuljahresbeginn einheitlich auf den Sommer gelegt.