Todesnacht von Stammheim

Das Gefängnis in Stammheim

In Stuttgart-Stammheim fand der Prozess gegen die führenden Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF) statt. Er endete mit der Todesnacht von Stammheim.

Das Gefängnis befindet sich im Stuttgarter Stadtteil Stammheim. Diese Justizvollzugsanstalt (JVA), wie Gefängnisse offiziell heißen, wurde besonders gut gesichert.

Zum Beginn des Prozesses gegen die RAF wurde 1975 zusätzlich eine Halle angebaut, in der die Verhandlung direkt vor Ort stattfinden konnte. Alles wurde getan, damit die Häftlinge nicht befreit werden konnten.

Man spannte sogar Stahlseile, um eine Befreiung der Gefangenen aus der Luft zu verhindern. Die Gefangenen wurden im Hochsicherheitstrakt untergebracht.
 

Von der Anklage bis zum Urteil

Seit Ende Juni 1972 waren die Anführer der RAF in Haft. 1973 wurden sie nach und nach in Stuttgart-Stammheim zusammengelegt. Nachdem sie in den ersten Jahren ihrer Haft alle in verschiedenen Gefängnissen einsaßen, waren sie hier nun also an einem Ort.

Am 2. Oktober 1974 wurde offiziell Anklage gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Holger Meins und Jan-Carl Raspe erhoben. Holger Meins starb im November 1974 an den Folgen des Hungerstreiks (allerdings in der JVA Wittlich).

Nach Beendigung des Hungerstreiks nach 140 Tagen Anfang Februar 1975 durften sich die vier Gefangenen täglich mehrere Stunden sehen. Ulrike Meinhof beging im Mai 1976 Selbstmord.

Im April 1977 wurden Baader, Ensslin und Raspe verurteilt - zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Die Anwälte legten Revision ein.
 

Todesnacht von Stammheim

Über die Revision war noch nicht entschieden, als im September 1977 Hanns Martin Schleyer entführt wurde. Die Gefangenen erhofften sich ihre Freipressung, doch die deutsche Regierung blieb hart.

Dann wurde auch noch die "Landshut" entführt. In der Nacht zum 18. Oktober 1977 wurde das Flugzeug gestürmt. Damit war auch dieser Versuch der Erpressung fehlgeschlagen.

Die Gefangenen erfuhren davon und begingen Suizid. Offenbar konnten sie sich dazu über eine von Raspe gebaute Wechselsprechanlage verabreden. Diese nutzte das ehemalige anstaltseigene Rundfunksystem.

Andreas Baader und Jan-Carl Raspe erschossen sich. Die Pistolen hatte ein Anwalt ins Gefängnis geschmuggelt. Gudrun Ensslin erhängte sich an einem Kabel. Irmgard Möller versuchte, sich mit einem Besteckmesser umzubringen, doch ihre Stichverletzungen waren nicht tödlich. Auf die Todesnachricht ihrer Gesinnungsgenossen reagierte die RAF draußen mit der Ermordung Schleyers. Man nennt diese Nacht auch die Todesnacht von Stammheim.
 

Selbstmord oder Mord?

Schnell kam der Verdacht auf, dass die RAF-Mitglieder von Geheimdiensten ermordet worden seien. Dieser Verdacht, den auch ihre Anwälte äußerten, konnte aber nie erhärtet werden.
 

Stammheim - das Gefängnis der RAF

[ © Deutsche Welle ]