Fehler der Wiedervereinigung

Immer wieder kannst du lesen, dass bei der Wiedervereinigung Fehler gemacht wurden. Doch welche Fehler waren das genau? Und hätte man diese vermeiden können?

Was waren die Fehler der Wiedervereinigung?

Viele Menschen in Ostdeutschland sind nach mehr als 30 Jahren Wiedervereinigung immer noch enttäuscht. Viele der Erwartungen wurden nicht erfüllt oder nicht so erfüllt, wie sie es sich vorgestellt hatten.  Doch wenn Menschen Dinge fühlen, müssen sie noch nicht so sein. Aber trotzdem ist eben dieses Gefühl da. Jedenfalls hieß es lange Zeit, dass der Westen den Osten über den Tisch gezogen hätte. Diese Meinung findet sich - welche Überraschung - vor allem im Osten. Doch ist es tatsächlich so?

Die Wirtschaftsleistung im Osten ist immer noch schwächer als im Westen

Etwa zwei Billionen Euro wurden in den Aufbau von Wirtschaft und Gesellschaft der neuen Bundesländer reingesteckt. Das ist eine ganze Menge Geld. Dennoch sind Wirtschaftsleistung, Einkommen und Produktivität immer noch bei 80% im Vergleich zu den westdeutschen Ländern.

Immer wieder tauchte und taucht die Frage auf, welche Fehler nun bei der Wiedervereinigung gemacht wurden. Schon die Fragestellung ist schwierig, denn was die einen als Fehler sehen, sehen die anderen eben nicht als Fehler. Wären zwei deutsche Staaten besser gewesen? War das Tempo der Wiedervereinigung zu schnell? Wie war das mit der Währungsunion? Auf all diese Fragen finden wir zwar Antworten, aber oft nur Antworten, die reine Vermutungen sind.

Die Vorbilder für die Einigung fehlten

Im Jahr 1989, dem Jahr der Maueröffnung, ging es der Wirtschaft in der DDR ziemlich schlecht. Es gab auch keinerlei Vorbilder, an denen man sich hätte orientieren können. Hätte man den einen oder anderen Fehler vermieden, dann hätte es vielleicht wieder andere Fehler gegeben. Angeführt wird immer wieder Folgendes:

1. Die schnelle Währungsunion wäre ein Fehler gewesen: Auf der einen Seite wünschten sich die meisten Menschen eine Umstellung der Währung 1:1, damit wurde aber gleichzeitig alles sehr viel teurer.

2. Die schnelle Lohnangleichung im Osten hatte die Folge, dass viele Firmen sich nicht im Osten ansiedelten, sondern im Westen blieben. So stockte hier der Aufschwung und die Arbeitslosigkeit blieb höher.

3. Als die ostdeutschen Unternehmen durch die Treuhand verkauft wurden, fanden sich fast nur Käufer aus dem Westen. Viele Betriebe wurden geschlossen. Die wichtigen Firmen saßen immer noch im Westen. Wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn die Treuhand die Unternehmen an ostdeutsche Interessenten verkauft hätte oder Interessenten aus dem Ausland. Aber vielleicht gäbe es heute noch mehr der alten Unternehmen? Vielleicht hätten es die ostdeutschen Käufer*innen besser gemacht. Sicher gab es Leute, die aus den Firmenkäufen nur ihren persönlichen Gewinn ziehen wollten und es gab auch Kriminelle, denen es nur ums Geld ging. Aber das waren nicht alle.

Und wie so oft: Hinterher sind wir immer schlauer!

Viele junge Menschen verließen den Osten nach der Wiedervereinigung, weil sie ihre Chancen eher im Westen als im Osten sahen. Das bedeutete für viele Regionen nicht nur einen wirtschaftlichen Niedergang, sondern auch einen gesellschaftlichen. Wenn es nur noch alte Leute gibt, fehlen die Ideen, die Motivation und der Elan, Dinge neu und anders anzugehen. Am besten ist immer eine gute Mischung aus jüngeren und älteren Menschen.. Auch heute ist die Gesellschaft im Osten im Durchschnitt älter als die im Westen.

Viele Leute, die in der DDR wichtige Posten innehatten, durften nach der Wiedervereinigung nicht mehr arbeiten. Hatten sie sich doch auch schuldig gemacht und das System der DDR gestützt. Das ist sicher auf der einen Seite richtig gewesen, dass alle, die Unrecht begangen hatten, nicht so weitermachen konnten wie bisher. Aber es fehlten dann die Menschen die in ihrem Fach gute Kenntnisse hatten. Man sagt dann auch, dass die "Elite", das ist so etwas wie die führenden Köpfe, einfach fehlte.