Ein Impfstoff gegen Tuberkulose

Geschichte der Tuberkulose-Impfung

Neben Rachitis war Tuberkulose die zweite Krankheit, an der viele Menschen aus Arbeiterfamilien nach dem Ersten Weltkrieg litten, darunter auch viele Kinder.

Die engen Wohnverhältnisse trugen zur Verbreitung der Krankheit bei. Tuberkulose nennt man auch Schwindsucht.

Meist befällt die Tuberkulose die Lungen. Die Erkrankten leiden an Fieber, Husten und allgemeiner Schwäche. Husten und Ausspucken verbreitete die Krankheit. Darum sah man Erkrankte oft mit dem Blauen Heinrich, einem kleinen blauen Spucknapf…

Wer reich war, ging in ein Sanatorium in den Bergen, um die Krankheit auszukurieren. Das konnten sich die vielen erkrankten Arbeiter natürlich nicht leisten. Viele starben auch an der Schwindsucht.
 

Endlich ein Impfstoff gegen Tuberkulose

Die beiden französischen Forscher Albert Calmette und Camille Guérin hatten 1921 nach jahrelanger Arbeit einen Impfstoff gegen die Tuberkulose entwickelt.

Außerhalb Deutschlands waren schon 150.000 Kinder geimpft worden. Offenbar war es nicht zu Zwischenfällen gekommen.
 

Das Lübecker Impfunglück

1930 sollte erstmals in Deutschland gegen Tuberkulose geimpft werden. Im Allgemeinen Krankenhaus in Lübeck führte man die Impfung an Neugeborenen ein.

Der Impfstoff war aber falsch verarbeitet worden und enthielt darum noch wirksame Tuberkulosebakterien. Die Ärzte hatten weder den Impfstoff kontrolliert noch die geimpften Kinder beobachten lassen. So bekamen 208 (von 256 geimpften) Babys Tuberkulose. Von ihnen starben 77 Kinder.

Das Lübecker Impfunglück war die schwerste Impfkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Die tatsächliche Einführung der Tuberkulose-Impfung verzögerte sich durch das Unglück bis nach dem Zweiten Weltkrieg.