Zum Beispiel: Hans Fallada
Autor der Weimarer Republik: Hans Fallada und seine Bücher
Hans Fallada hieß eigentlich Rudolf Ditzen. Er wurde 1893 in Greifswald geboren und starb 1947 in Berlin. Viel lief schief in Hans Falladas Leben. Sein Abitur schaffte er nicht, beim Wehrdienst wurde er für untauglich gehalten. Ein versuchter Suizid mit 18 Jahren ging schief, doch sein Freund starb dabei, weshalb Fallada zum Totschlag verurteilt wurde.
Wegen Unzurechnungsfähigkeit kam er in die Psychiatrie, die Anklage wurde fallengelassen. Fallada war jedoch alkohol- und drogenabhängig und verbrachte immer wieder längere Zeiten in Kliniken. 1929 heiratete er, zwei der vier gemeinsamen Kinder starben früh.
Werke von Hans Fallada
Anfang der 1930er Jahre aber begann sein Erfolg als Schriftsteller. Er nannte sich Hans nach "Hans im Glück" aus dem Märchen der Gebrüder Grimm. In einem anderen Märchen, der "Gänsemagd", kommt ein Pferd namens Falada vor. Das sagt auch nach seinem Tod noch die Wahrheit, bis die betrogene Prinzessin doch noch Recht bekommt.
Eine neue Krise und: Jeder stirbt für sich allein
Eine weitere schlimme Phase hatte Hans Fallada ab 1944. Er wurde von seiner Frau geschieden. Bei einem Streit mit ihr schoss er mit einer Pistole in einen Tisch. Wieder wurde er wegen versuchten Totschlags angeklagt, dann aber als nicht zurechnungsfähig für drei Monate in eine Psychiatrische Klinik eingewiesen.
1945 heiratete er ein zweites Mal. Immer noch war er drogen- und alkoholabhängig. 1946 kam er deswegen in die Nervenklinik der Berliner Charité (ein berühmtes Krankenhaus). Hier schrieb er "Jeder stirbt für sich allein", ein Buch über den Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Dessen englische Ausgabe wurde 2009 zu einem überraschenden Erfolg.
Kleiner Mann - was nun?
"Kleiner Mann – was nun?" erschien 1932. Fallada schildert darin das Schicksal eines "kleinen Mannes" und seiner Frau Lämmchen gegen Ende der Weimarer Republik. Dieser Roman brachte Fallada den Durchbruch. Es zählt zur Neuen Sachlichkeit.
Noch mehr Bücher von Fallada
Die meisten seiner anderen Werke erschienen nach Ende der Weimarer Republik, spielen aber zu ihrer Zeit. Daher ist beim Lesen viel aus dem Alltag insbesondere der kleinen Leute zu erfahren.
"Wolf unter Wölfen" etwa erschien 1937, spielt aber 1923, also im Krisen- und Inflationsjahr der Weimarer Republik. Fallada porträtiert die Gesellschaft in der Stadt (Berlin) mit ihrer überdrehten Verrücktheit und auf dem Land, wo die alte Ordnung zusammenbricht.
Rund um die Hauptfigur Wolfgang Pagels, der auf Geldsuche in Berlin unterwegs ist und schließlich als Verwalter auf einem Gut eingestellt wird, sind mehrere Nebenhandlungen angesiedelt.
Der nüchterne Erzählstil mit vielen Dialogen gehört trotz des Erscheinungsjahres der Neuen Sachlichkeit an. Berichtet wird immer aus der Sicht der einzelnen Personen, wodurch ihr Verhalten erklärbar und verständlich wird, selbst wenn es ich-bezogen und hart zu sein scheint.
Der Titel bezieht sich darauf, wie einsam ein Mensch sein kann, wenn alle egoistisch sind und nur an sich und ihr eigenes Wohl denken. Menschlichkeit und Güte spielen auf der andern Seite eine ebenso große Rolle im Roman und zeigen so auf, welche Möglichkeiten diese bringen.
"Der eiserne Gustav" erschien 1938 und spielt 1928. Vorbild für den Roman war ein Droschkenkutscher, der in zwei Monaten mit seiner Pferdedroschke von Berlin nach Paris fuhr. Damit wollte er gegen die wachsende Zahl von Autos protestieren, durch die das Droschkengewerbe niederging.
Ein Mann will nach oben
1943 schrieb Fallada "Ein Mann will nach oben". Der Roman beginnt 1909, als der 16-jährige Karl Siebrecht nach dem Tod seines Vaters nach Berlin kommt. Bei Rieke Busch, einem Mädchen aus dem Wedding, die er gleich auf der Zugfahrt kennenlernt, kommt er unter. Eine weitere Hauptfigur wird Kalli Flau, ein ehemaliger Matrose, den Karl auf der Straße kennenlernt.
Rieke und Kalli begleiten Karl ein weites Stück auf seinem "Weg nach oben", der von vielen Stolpersteinen gesäumt ist. Schließlich schafft er es, ein Fuhrunternehmen für Gepäck aufzubauen.
Ein Zeitsprung führt in das Jahr 1914, insgesamt umspannt der Roman den Zeitraum bis in die 1930er Jahre. Wer sich für die Zeit der Weimarer Republik interessiert, erfährt auch, wie sich die Inflation auf den Alltag auswirkte und wie die Wirtschaft schließlich wieder in Schwung kam. 1978 wurde das Buch in einer Fernsehserie verfilmt, sie ist auf DVD erhältlich.