Elisabeth Abegg und ihr Netzwerk
Elisabeth Abegg war Lehrerin und lehnte den Nationalsozialismus von Beginn an ab. Als sie 1942 von ihrer guten Freundin Anna Hirschberg erfuhr, dass diese "umgesiedelt" werden sollte, wollte sie Anna zur Flucht überreden. Sie plante, sie auch zu verstecken, aber Anna Hirschberg erkannte die Gefahr nicht. Das bezahlte sie mit dem Leben, denn Anna Hirschberg wurde nach Auschwitzdeportiert und dort ermordet.
Ablehnung des Nationalsozialismus
Für ihre Freundin Elisabeth war dieses Erlebnis ein Schock und bestätigte sie nur in der Ablehnung des Nationalsozialismus. Sie selbst hatte Glück, als Anhängerin der SPD entging sie knapp der Haft, als sie sich gegen die Eingriffe der Nationalsozialisten an ihrer Schule und vor allem gegen die Herabwürdigung von jüdischen Schülerinnen wehrte. Sie wurde strafversetzt, dann verraten und ab 1941 in den Zwangsruhestand versetzt. Damals war sie gerade 59 Jahre alt. Aber man glaubte, die Kritikerin so am besten los zu werden.
Sie hörte vom Massenmord an den Juden
Als sie über das Hören des so genannten Feindsenders - des britischen BBC - vom Massenmord an den Juden erfuhr, wollte sie helfen. Nicht nur ihren Freunden, sondern allen Juden, die ihrer Hilfe bedurften, und das waren nicht wenige. Sie versuchte, auch Leute zu unterstützen, die sie gar nicht kannte. Doch so einfach war das damals gar nicht, jemanden bei sich zu verstecken. Und Elisabeth Abegg war wegen ihrer kritischen Haltung schon aufgefallen und wurde von der Gestapo überwacht. Verräter gab es an allen Ecken, denen nichts Besseres einfiel, als andere zu denunzieren.
Ein gutes Netzwerk half
Da sie selbst überwacht wurde, versteckte sie die ihr Anvertrauten in der Wohnung der Nachbarn. Diese wussten allerdings nichts davon und befanden sich auf einer längeren Reise. Sie fand weitere Unterstützer, die wieder jüdische Flüchtlinge unterbrachten. Als Quäkerin hatte Elisabeth Abegg ein gutes Netzwerk aus Leuten aufgebaut, auf die sie sich verlassen konnte. Und immer mehr Menschen kamen bei den Helfern dieses Netzwerks unter, alles Leute, die oft selbst nur sehr wenig zum Leben besaßen.
Und die ehemalige Lehrerin konnte das Lehren nicht lassen. Sie unterrichtete in ihrem Wohnzimmer sogar Kinder, die sich verstecken mussten. Etwa 80 Menschen konnte Elisabeth Abegg helfen und deren Leben retten. Ihr gebührt unser Respekt und unser Erinnern.