Von Tütensuppen und Brühwürfeln!

Schlechte Ernährung

Die Industrialisierung lief gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf Hochtouren. Immer mehr Arbeiterinnen und Arbeiter zogen in die zahlreichen Fabriken, um dort ihr Geld zu verdienen. Doch die Ernährung der vielen Arbeiter war meist schlecht. Die wenige Zeit zum Kochen und zu wenige hochwertige Produkte machten die Ernährung zu wenig nahrhaft. Vitamine und Ballaststoffe fehlten. Die Folge waren Mangelkrankheiten bis hin zu einer erhöhten Sterblichkeit.

Ein Arzt namens Fridolin Schuler informierte über diese schlechte Situation innerhalb der Arbeiterschaft. Und er fand  bei einem Unternehmer Gehör, der gerne experimentierte. Sein Name war Julius Maggi und er leitete seit 1869 einen Mühlenbetrieb in der Schweiz. Eine gemeinnützige Gesellschaft in der Schweiz wollte den Arbeitern bessere Lebensbedingungen verschaffen und beauftragte Julius Maggi, Nahrungsmittel aus Hülsenfrüchten zu entwickeln. Hülsenfrüchte enthalten viele Eiweiße und sind leicht verdaulich.

Es kam es zur Zusammenarbeit zwischen dem findigen Arzt und dem schlauen Unternehmer und die Idee einer nährstoffreicheren, günstigeren und schnell zubereitbaren Ernährung war geboren.

Suppe aus Tüten

So stellte Julius Maggi erst einmal viele Experimente an, bis er schließlich im Jahr 1884 ein Nahrungsmittel aus Hülsenfrüchten, den so genannten Leguminosen, "erfand". So entstanden in Folge auch die ersten Fertigsuppen auf der Grundlage dieses speziellen Mehls aus Hülsenfrüchten. 1886 kamen schon die ersten Trockensuppen auf den Markt. Diese waren einfach praktisch, mussten nur aufgerissen, angerührt und kurz aufgekocht werden und fertig war die Suppe. Wer keine Zeit oder Lust zum Kochen hatte, erhielt binnen weniger Minuten eine fertige Mahlzeit.

Maggi-Würze

Wahrscheinlich schmeckten die Suppen doch ein bisschen fade, jedenfalls sollte es nicht lange dauern, bis Julius Maggi auch noch die Maggi-Würze erfand. Diese Würze bestand aus Sojabohnen und Weizen und brachte der Suppe erst die richtige Würze bei. Auch dieses Produkt aus dem Hause von Julius Maggi sollte die Küchen der Welt erobern und bald nicht mehr aus einem Haushalt wegzudenken sein. Sie wurde auch zur Konkurrenz zum Fleischextrakt, den Justus von Liebig schon 1840 zusammengerührt hatte und der als Liebig-Fleischextrakt weltweit verkauft wurde. 1908 folgte der Brühwürfel, der übrigens damals kein Fleisch enthielt, sondern aus pflanzlichem Eiweiß bestand.

Einsatz für die Arbeiterschaft

Doch Julius Maggi erfand nicht nur die Tüten-Suppen und die Maggi-Würze, er vermarktete sie auch sehr gut und es dauerte gar nicht so lange, bis auf der ganzen Welt Tütensuppen verkauft und gegessen wurden. Gleichzeitig setzte sich Julius Maggi für seine Arbeiter ein. Er gründete eine eigene Renten- und Krankenkasse, er ließ Firmenkantinen und Wohnungen bauen und schickte seine Arbeiter in die Ferien und in eigens für sie errichtete Ferienheime. Die Arbeiter erhielten Arbeitsverträge und in den Fabriken von Julius Maggi entstanden eigene Vertretungen für die Arbeiter.

Die Reklame

Doch ein Produkt kann noch so gut sein, ohne Werbung verkauft es sich nicht. So wurde schon 1886 eine eigene Reklameabteilung für die Firma Maggi gegründet. Heute nennt man das Marketing, früher war das schlicht und einfach Reklame. Hier wurden Werbesprüche erfunden, die die Suppen und Würzen an die Frau und den Mann bringen sollten. Folgender Werbespruch stammt noch aus dem Jahr 1884: 

«Am besten, gesundesten und von keiner Concurrenz erreichter Billigkeit» (1884)

Sogar der berühmte Dichter Frank Wedekind erfand Werbesprüche für Maggi und verdiente  damit sein Geld. Nicht immer waren die Texte besonders einfallsreich, doch sie überzeugten wohl die Käuferinnen und Käufer und erfüllten damit ihren Zweck.

“Die Poesie ist die Würze des Lebens, der Witz die Würze der Unterhaltung, wie Maggi`s Suppen- und Speisewürze diejenige eines jeden guten Mittagstisches.“

Julius Maggi, der zuvor auch in Frankreich unternehmerisch sehr erfolgreich war, starb im Jahr 1912 und die Firma wurde in die Allgemeine MAGGI-Gesellschaft umgewandelt. 

Wenn du wissen willst, was Tütensuppen und Maggiwürfel mit dem Ersten Weltkrieg zu tun hatten, dann kannst du das auf der Kinderwebsite Böser Wolf ganz genau nachlesen.