Vom Korsett zum Büstenhalter

Das Korsett musste weg

Ende des 19. Jahrhunderts begannen viele Frauen auf das Korsett, das auch ihre Brüste stützte, zu verzichten. Man hatte herausgefunden, dass das Korsett die Gesundheit von Mädchen und Frauen schädigte, weil es meist zu eng geschnürt war. Vielen Frauen wurde schlecht, weil sie nicht mehr atmen konnten. Wegen des zu engen Korsettes kam es sogar zu Ess-Störungen und eine Ohnmacht war in der Folge gar nicht selten.

Zwei Modelle

Es gab so etwas Ähnliches wie ein Korsett, das allerdings aus zwei Teilen bestand, ein Teil für die Taille und ein Teil für die Brust. Dieses zweigeteilte Korsett war lange nicht so schädlich wie ein durchgehendes Korsett. Man dachte schon ein Stückchen weiter und ließ irgendwann das untere Teil für die Taille weg und damit war der "moderne Büstenhalter" oder zumindest die Idee davon geboren. Denn es ging nicht nur darum, die Brust zu verhüllen, sondern diese auch zu stützen und damit die Gesundheit der Frauen zu fördern.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestanden diese beiden Varianten - also Korsett und Einzelbüstenhalter - noch nebeneinander. Bis die Korsettidee endgültig verworfen wurde und sich der reine Büstenhalter durchsetzen konnte, der nun auch Stützfunktion besaß.

BHs nur im Versandhandel

Eine Erfinderin oder einen Erfinder des Büstenhalters - oder BHs - wie es heißt, gibt es nicht, denn mehrere kamen gleichzeitig auf eine ähnliche Idee. Zu Beginn gab es diese Kleidungsstücke nur im Versandhandel, doch die Weltausstellungen im Jahr 1889 und 1893 machten den Büstenhalter bei einem breiten Publikum bekannt und immer mehr Frauen fanden Gefallen daran.

Und doch eine Erfinderin?

Bekannt wurde eine Amerikanerin namens Mary Phelps Jacob, die im Jahr 1910 einen Büstenhalter konstruierte, der bei viele Frauen überzeugte. Diesen BH meldete sie auch als Patent an, das sie allerdings kurze Zeit später wieder verkaufte. Das Besondere an der BH-Konstruktion von Mary Phelps Jacob war, dass ihr Büstenhalter anders als die Korsetts auf ein stärkendes Fischbein verzichtete, das sie selbst als sehr unschön empfand. Aus Taschentüchern und einem Band ließ sie ihre BH-Idee entstehen.

Der BH trat seinen Siegeszug an

Damit verschwanden auch so langsam die Modelle, die noch einem Korsett ähnlich sahen. Es entwickelten sich unterschiedliche Modelle mit verstellbaren Trägern und aus unterschiedlichem Material. Als der Büstenhalter dann auch noch industriell angefertigt werden konnte, verbreitete er sich immer weiter.

Der Büstenhalter war in der Folge genau wie jedes andere Kleidungsstück der jeweiligen Mode unterworfen. 


Blick zurück

Schon im alten Griechenland gab es so etwas wie Büstenhalter. Die spartanischen Frauen wollten wie Männer aussehen und banden sich Tücher über die Brust, damit sie nicht als Frauen zu erkennen waren. Auch war es bei sportlichen Aktivitäten durchaus üblich, sich die Brust stützend zu binden.

Im Mittelalter begann man den Busen ebenfalls abzudecken, aber auch schon zu stützen. Doch es gehörte sich bis ins 15. Jahrhundert gar nicht, Busen zu zeigen. Das entsprach nicht den moralischen Vorstellungen der Zeit. In der Renaissance dann allerdings umso mehr. Dem Schönheitsideal entsprach es dann, einen tiefen Ausschnitt zu zeigen.

Anfang des 19. Jahrhunderts begann man so genannte "Brustleibchen" zu tragen.