Mein Name ist Max
Maximilian oder Max ist ein guter Schüler. Aber seine Eltern sind arm und wollten nicht, dass er weiter zur Schule geht. Er soll dazu verdienen wie sein großer Bruder und die kleine Schwester:
Mein Name ist Max, also eigentlich Maximilian, und ich bin zehn Jahre alt. Bisher bin ich in die Volksschule gegangen und habe dort Schreiben und Lesen gelernt. Ich bin ein guter Schüler, sagt zumindest mein Lehrer und ich finde es auch spannend, in die Schule zu gehen. Aber jetzt ist Schluss damit, meinen meine Eltern. Meine Mutter tut alles für uns, auch wenn sie oft sehr streng ist. Sie selbst ist nie in die Schule gegangen und hat weder lesen noch schreiben gelernt. So ist sie der Meinung, dass man auch ohne das "blöde Zeug" leben kann. Es gibt bei uns ein Gesetz, dass Kinder acht Jahre zur Schule gehen müssen. Das nennt man Schulpflicht. Für meine Mutter ist das völliger Unsinn.
Mein Vater arbeitet als Weber und das soll ich jetzt auch tun. Ich habe aber gar keine Lust dazu, sondern würde viel lieber weiter zur Schule gehen. Aber meine Eltern sagen, dass drei Jahre auf jeden Fall genug sind. Wer bis zum zehnten Lebensjahr nicht ausreichend gelernt hat, wird es nie wieder tun. Ob sie damit durchkommen, weiß ich nicht. Bei meinem älteren Bruder haben sie es auch versucht. Aber das hat dann jemand der Schulbehörde erzählt und dann sind sie gekommen und haben meinen Bruder wieder in die Schule geschickt. Meine Eltern haben es aber immer wieder versucht und jetzt arbeitet er als Hilfsarbeiter in der Fabrik. So verdient er ein bisschen was dazu.
Das macht er aber schon die ganze Zeit. An Sonntagen geht er immer in die Wirtschaft zum "Kegelaufsetzen". Was das ist? Na, Kegel in die richtige Reihe bringen, damit die Kegler wieder ihre Kugel schieben können. Aber für Kinder ist es in einem Wirtshaus nicht so toll. Vor drei Wochen kam er sogar betrunken nach Hause, weil ihn einige Gäste mit Schnaps abgefüllt hatten. Den wollte er gar nicht trinken, aber sie haben ihn richtig gezwungen. Sonst hätte er sein Geld nicht bekommen. Und vor lauter Angst, was die Eltern dann sagen würden, hat er das eklige Zeugs runtergewürgt. Es war ihm ganz übel davon. Und die Eltern haben trotzdem geschimpft. Sein Glück, dass es nicht noch Prügel gesetzt hat. Wie man es macht, ist es falsch, hat er gemeint.
Meine kleine Schwester hat das Knöpfeaufnähen gelernt. Immer wenn sie aus der Schule kommt oder wenn sie schulfrei hat, näht sie Knöpfe auf Gold oder Silberpapier. Wenn sie 144 Knöpfe aufgenäht hat, dann hat sie damit aber fast nichts verdient. Oft bluten ihre Finger, weil sie wund sind vom Nähen, aber sie darf trotzdem nicht aufhören. Ich würde ihr ja gerne helfen, aber Vater sagt, das sei Mädchenarbeit und nicht für Jungs, ich sollte was Richtiges arbeiten wie die Männer.