Mein Name ist Anna und habe 15 Geschwister
Annas Eltern sind arm, die Mutter sorgt sich um die Kinder und der Vater betrinkt sich, weil er das Elend nicht aushalten kann:
Mein Name ist Anna und ich bin acht Jahre alt. Damit ihr mich ein bisschen besser kennenlernt, erzähle ich euch von meinem Leben. Ich bin ein ganz normales Kind, mein einziges Problem ist, dass meine Eltern arm sind. Und so bin auch ich arm, und meine Brüder und Schwestern. Ich bin das jüngste Kind in der Familie. Meine Mutter hat außer mir noch 15 Kinder geboren. 10 meiner Geschwister sind in ihrem ersten Lebensjahr gestorben, an Krankheiten oder weil es eben nicht zu essen gab. Zwei starben auch schon kurz nach der Geburt. Das hat mir meine Mutter erzählt. Sie sorgt sich sehr um meine Geschwister und mich, dabei ist sie sehr oft krank.
Wir wohnen alle zusammen in einer großen Stube. Meine Eltern, meine fünf Geschwister und ich. Meine Mutter erledigt Näharbeiten, hier steht auch ihre Nähmaschine, das ist ihr größter Schatz. Hier kochen wir auch und schlafen. Nicht jeder hat ein Bett. Ich schlafe am Fußende des Bettes meiner Eltern, weil ich ja die Kleinste bin. Meine drei Schwestern schlafen in einem Bett und meine beiden Brüder ebenso. Wir haben eigentlich noch ein zweites Zimmer, aber das haben die Eltern an einen Schlafgänger untervermietet. Sonst könnten wir die Wohnung gar nicht bezahlen. Das können wir auch so oft gar nicht, weil zu wenig Geld da ist.
Am meisten Angst habe ich, wenn mein Vater abends nach Hause kommt. Meine Mutter macht ihm oft Vorwürfe, weil er wieder zu wenig Geld mitgebracht hat. Den größten Teil hat er für Schnaps ausgegeben. Dann schimpft er wieder mit Mutter und sie streiten sich, bis Mutter oft genug davon läuft, damit er sie nicht schlägt. Wir Kinder kriechen dann unter die Bettdecke, damit er seine Wut nicht auch noch an uns auslässt. Auch das passiert manchmal. Vor allem ich habe darunter zu leiden, weil ich so frech und widerspenstig wäre. Dabei will ich doch nur meiner Mutter helfen.
Mein Vater will auch nicht, dass ich in die Schule gehe, dabei gibt es doch eine Schulpflicht. Das sagt jedenfalls meine Mutter. Sie meint, dass es auch für Mädchen wichtig wäre, etwas zu lernen und mir macht die Schule wirklich Spaß, ich bin die Beste in meiner Klasse. Aber wenn die Schulpflicht zu Ende ist, dann ist Schluss, sagt mein Vater, dann muss ich arbeiten und die Familie unterstützen.
Ich werde ganz sicher nicht heiraten, sonst geht es mir so wie Mama. Und die hat wirklich kein schönes Leben, auch wenn sie immer ganz lieb zu uns Kindern ist.