Vertriebene in der SBZ
Vertriebene aus Schlesien und Ostpreußen und weiteren Ostgebieten
Die ehemaligen deutschen Gebiete östlich von Oder und Neiße waren 1945 unter polnische bzw. sowjetische Verwaltung gestellt worden. Dazu gehörten Pommern, Schlesien und Ostpreußen. Von hier kamen bis Ende 1947 rund 7 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland.
Weitere 3 Millionen waren Sudetendeutsche, die aus Böhmen und Mähren in der Tschechoslowakei vertrieben wurden. Aus Polen kamen etwa 670.000 Menschen. Sie waren alle Vertriebene.
Vertriebene in der SBZ
Ein großer Teil der Vertriebenen kam in die Sowjetische Besatzungszone (SBZ). Bald machten sie dort ein Viertel der dortigen Bevölkerung aus: 24,3 Prozent gegenüber 17,7 Prozent in der Amerikanischen, 14,5 Prozent in der Britischen und 1 Prozent in der Französischen Besatzungszone, wo zunächst gar keine Vertriebenen aufgenommen worden waren. Manche Länder, wie z. B. Mecklenburg, verdoppelten fast ihre Einwohnerzahl.
Die Integration der Vertriebenen, also ihr gesellschaftlicher Einbezug, war ein langer und schwieriger Prozess. Alle Problematiken, die damit verbunden waren, wie eine ganz neue Zusammensetzung der Bevölkerung, wurden in der SBZ jedoch verschwiegen. Aufgenommen wurden die Vertriebenen zunächst in "Umsiedlerlagern".
Nachteile der Vertriebenen in der SBZ
In der Nachkriegszeit mangelte es in ganz Deutschland an Nahrung, Wohnraum und Kleidung. Während es im Westen langsam zu einem Aufschwung kam, ging der wirtschaftliche Aufbau in der SBZ wesentlich langsamer voran (siehe auch: Wirtschaft). Darunter litten die Vertriebenen besonders.
Auch durften Vertriebene in der SBZ keine eigenen Interessensverbände gründen, wie es in den Westzonen vielfach geschah. Die Notlage der Vertriebenen war darum in der SBZ besonders hart. Viele Vertriebene flohen deshalb aus der SBZ weiter in den Westen. Es sollten ein Drittel aller "Republikflüchtlinge" werden (900.000 von 2,7 Millionen).
Neuanfang für Vertriebene
Die große Gruppe an neuen Einwohnern, in der SBZ "Umsiedler" und später "Neubürger" genannt, sollte aber möglichst im Land gehalten und an der Flucht gehindert werden. Auch eine Bindung an die KPD bzw. später die SED wurde angestrebt, indem man den Vertriebenen Unterstützung anbot.
Um ihnen den Aufbau einer neuen Existenz zu ermöglichen, wurden sie darum in der Bodenreform besonders berücksichtigt. 43,3 Prozent aller Neubauernstellen und 34,9 Prozent des verteilten Bodens wurde an 91.155 Vertriebene vergeben. Eine weitere Wirkung davon war, dass sich die meisten der Vertriebenen auf dem Land ansiedelten. Dort war die Wohnungsnotlage nicht ganz so schlimm wie in den Städten. Viele Vertriebene erhielten erst einmal Unterkunft in den beschlagnahmten Herrenhäusern der Großgrundbesitzer.
Eine weitere Unterstützungsmaßnahme bestand darin, den Vertriebenen Kredite von bis zu eintausend Mark zu gewähren. 660.000 Vertriebene machten davon Gebrauch.
Ein Lastenausgleich, also eine finanzielle Entschädigung, wie sie im Westen ab 1952 ausgezahlt wurde, wurde den Vertriebenen in der SBZ bzw. dann in der DDR nicht gewährt. Gezahlt wurde lediglich eine geringe finanzielle Unterstützung. Während die Vertriebenenpolitik im Westen erst richtig einsetzte, schaffte man sie in der DDR Mitte der 1950er Jahre ganz ab.
Schon 1950 hatte die DDR im Görlitzer Abkommen die Oder-Neiße-Grenze anerkannt. Damit war für die Vertriebenen eine Rückkehr in ihre Heimat, auf die viele noch gehofft hatten, ausgeschlossen.