Mandy
Mandys Alltag in der DDR
1978 wurde ich in Karl-Marx-Stadt geboren. Heute heißt die Stadt wieder Chemnitz. Meine Mutter arbeitete im VEB Haushaltsgeräte. Meinen Vater sah ich fast nie. Meine Eltern hatten sich getrennt, als ich noch ein Baby war.
Ich kam in die Krippe und später in den Kindergarten. Dass wir dort alles gemeinsam gemacht haben - Essen, Schlafen, sogar zur Toilette gehen -, wurde mir erst viel, viel später bewusst. Ich fand das eben normal.
In welchem politischen System ich lebte, war mir genauso wenig klar. Woher auch? Ich kannte ja nur das Leben in einem sozialistischen Staat. Vom Westen wusste ich nicht viel. Wir hatten auch keine Westverwandtschaft. In der Schule ging ich also zu den Jungen Pionieren. Jeden Morgen, wenn der Lehrer den Klassenraum betrat, mussten wir aufstehen. Er rief dann "Seid bereit!", worauf wir mit "Immer bereit!" antworteten.
Freitags nahm meine Mutti immer ihren Haushaltstag. 1988 fuhr ich ins Ferienlager. Ich konnte es kaum erwarten, dass ich endlich Mitglied der Freien Deustchen Jugend werden durfte. Aber dazu kam es nie. 1989 wurde das Ende der DDR eingeläutet. Meine Mutter hatte den Fernseher angeschaltet. "Irgendwas liegt in der Luft", meinte sie.