Was wollten die 68er? Die Studentenbewegung
68er-Bewegung und Studentenbewegung 1968
Warum kam es Mitte der sechziger Jahre zu einem massiven Aufbruch der jungen Menschen? Warum sprach man überhaupt von den 68ern oder der 68er-Bewegung? Und warum war es eine Studentenbewegung 1968? Eine Zusammenfassung.
Proteste in Amerika
In den USA waren schon zuvor junge Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den Vietnamkrieg zu demonstrieren, in den die USA 1965 eingetreten war.
Eine weitere Protestbewegung in Amerika war die Bürgerrechtsbewegung, in der die Schwarzen gleiche Rechte forderten. Viele Protestformen, die hier erstmals praktiziert wurden wie zum Beispiel Sitzblockaden, wurden kurze Zeit später von den Studenten in Deutschland übernommen. Weil viele Studenten und Studentinnen unter den Protestierenden waren, spricht man eben auch von einer Studentenbewegung 1968. Das galt aber trotzdem nicht für alle Beteiligten!
Ebenfalls zeitgleich, zwischen 1965 und 1971, entstand die Hippie-Bewegung und breitete sich von San Francisco aus. Ihre Anhänger traten für ein friedliches, von bürgerlichen Zwängen befreites Leben ein und schufen eine eigene Kultur mit eigener Mode und Musik. Und in der Bundesrepublik?
Studentenbewegung gegen Bildungsnotstand
In der Bundesrepublik ging es den Studenten in ihrem Protest zunächst vor allem um den Bildungsnotstand. Die Hörsäle waren überfüllt, obwohl der Anteil der Studierenden eines Jahrgangs immer noch viel niedriger lag als gefordert. Auch die Uneinheitlichkeit des Schulsystems wurde kritisiert (und in der Bildungsreform schließlich beseitigt).
68er-Protest in Deutschland gegen den Vietnamkrieg
Bald kamen auch in der Bundesrepublik Deutschland Proteste gegen den Vietnamkrieg hinzu. Die heftigen Bombardierungen, der Tod unzähliger Zivilisten und der Einsatz von Napalm empörten auch in Deutschland viele Menschen.
Amerika, Verbündeter der Bundesrepublik im Kalten Krieg, war für sie kein großer Bruder, sondern ein brutaler Gegner. Anti-Amerika-Demonstrationen richteten sich sowohl gegen das Vorgehen der USA in Vietnam als auch generell gegen die kapitalistische Welt.
Die Demonstranten standen politisch links, viele waren Sozialisten oder Kommunisten. Der Vietnamkongress im Februar 1968 wurde zu einem großen Ereignis der Studentenbewegung.
68-er Bewegung gegen Notstandsgesetze
Ein weiteres wichtiges Thema waren die Notstandsgesetze. Sie wurden im Mai 1968 vom Bundestag beschlossen.
Vielen Menschen machten diese Gesetze Angst, denn 1933 hatten solche Notstandsgesetze zum Ende der Weimarer Republik und zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geführt.
Der Protest der Jugend war zugleich aber für das Parlament Grund, die Notstandsgesetze zu verfassen, denn man fürchtete Ausschreitungen und wollte mit den neuen Gesetzen die Möglichkeit haben schärfer eingreifen zu können. Das wiederum führte zu noch mehr Protesten… Die Jugend, aber auch große Teile der Bevölkerung, sahen die Grundrechte in Gefahr.
Generation von 68 für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit
Zur 68-er Generation zählt man diejenigen, die zwischen 1940 und 1950 geboren wurden. Sie waren also 1968 zwischen 18 und 28 Jahre alt. Sie hatten den Krieg nicht mehr oder nur als Kleinkinder erlebt.
Von ihren Eltern und Großeltern verlangten sie die Auseinandersetzung mit der "braunen" Vergangenheit, mit dem Nationalsozialismus und dem "Dritten Reich". Plötzlich war es nicht mehr nur das "Ausland", das die Täter zur Rede stellte, sondern es waren die eigenen Kinder und Enkel.
1968er-Bewegung gegen Autorität und Establishment
Die Proteste der 68er-Bewegung richteten sich außerdem gegen die Gesellschaft, deren Strukturen die junge Generation als erstarrt empfand.
Dass die "Alten" bestimmten und die Jungen gehorchten, empfanden sie genauso als überholt wie die starren Rollen von Männern als Versorger und Frauen als Hausfrauen und Mütter.
Überhaupt waren sie gegen "Herrschaft". Dagegen rebellierte man auch äußerlich: Junge Männer trugen lange Haare, was vorher undenkbar war, die Kleidung war lockerer und bunter und alte "Benimmformen" wurden nicht mehr befolgt.
68er und die Medien
Der Protest der 68er richtete sich auch gegen bestimmte Medien, insbesondere die Presse des Springer-Verlags. Vor allem der "Bild-Zeitung" warfen die jungen Leute Hetze gegen sich und ihre Ziele vor.
So kam es zu einer Anti-Springer-Kampagne. Vor dem Springer-Haus in Berlin wurde demonstriert und Ostern 1968 wurde die Auslieferung der Zeitungen blockiert. Es kam zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei.
Proteste in Europa
Es gab also eine große Vielfalt an Themen, an denen sich die junge Generation rieb. Das galt nicht nur für die USA und Westdeutschland.
So demonstrierten im März 1968 Studenten in Polen, im Mai 1968 kam es zu Unruhen und Streiks in Frankreich. In die Reihe der Proteste gehört auch der Globuskrawall in Zürich (Schweiz) im Juni 1968. In der Tschechoslowakei kam es zum Prager Frühling.