Nierentisch und Tütenlampe
Ein Tisch wie eine Niere?
Ein Symbol für die 50er Jahre war der so genannte Nierentisch. Dieser hatte eine ziemlich komische Form, die eben einer Niere ähnelte. Er hatte keine Ecken und Kanten – man sagt auch asymmetrisch, also entgegen jeglicher Symmetrie und Ordnung. Die Beine des Tisches waren meist schräg nach außen gestellt. Warum fanden die Leute in den 50ern diese Form so schön?
Der Nierentisch war einfach ganz anders
Jedenfalls wollten die Menschen anders wohnen und sich anders einrichten als zuvor, als die "gute Stube" mit Möbeln überladen und oft nur an Sonntagen genutzt wurde. Schwer und düster wirkte so manches Wohnzimmer. Jetzt wollte man es hell und freundlich und oft auch einfach bunter. So grenzte man sich auch von den strengen Formen ab, die im Nationalsozialismus vorherrschten.
Viele Menschen suchten einfach nach etwas Neuem und heraus kam der Nierentisch. Dieser Tisch prägte die Zeit bis in die 70er Jahre hinein. Entweder war der Nierentisch aus Holz oder man belegte ihn zusätzlich mit einem Mosaik. Dadurch wirkte er bunter und freundlicher. Ebenso zur Wohnungseinrichtung der 50er zählten die so genannten Tulpenlampen.
Ab Mitte der 50er saß die Familie am Couchtisch
Versammelte man sich in der ersten Hälfte der 50er Jahre noch um den Esstisch, so kamen in der zweiten Hälfte dann Couchgarnituren auf. Davor stand dann oft auch wieder ein Nierentisch, dann auf Höhe der Couch. Das war schon fast revolutionär und hing mit der Entwicklung des Fernsehens zusammen. Saß vorher die Familie am Ess- oder am Küchentisch und lauschte dem Radio, so hockten jetzt alle auf der Couch und guckten in die Röhre. Sie schauten fern. Das war etwas ganz Neues, denn zu Beginn der 50er Jahre hatten nur wenige Familien überhaupt einen Fernsehapparat.
Beliebt waren auch so genannte Cocktailsessel, die man dann zu einer Sitzecke gruppierte, und dazwischen stand dann auch gerne mal wieder ein Nierentisch. Daneben vielleicht eine Tütenlampe, die ebenfalls ein sehr beliebtes Möbelstück der 50er Jahre war.
Tapeten mit Mustern waren der Hit
Weiße Wände waren gar nicht beliebt. So etwas wie Raufasertapeten gab es noch nicht und so schmückten die Wände meist Tapeten mit geometrischen Mustern. Solche Muster - die oft der modernen Malerei nachempfunden wurden - schmückten nicht nur die Wände, sondern auch Vorhänge oder Polstermöbel. An den Wänden hingen Bilder, oft waren es Reproduktionen von bekannten Künstlern. Das konnten dann Künstler wie Miró oder Chagall sein. Diese Muster machten die eh schon kleinen Zimmer noch winziger.
Die Wohnungen in den 50er Jahre wirkten oft leer, obwohl sie ja meist recht klein waren. Mittlerweile gab es Bücherschränke, aber nur wenige Bücher. Im unteren Teil der Schränke wurde dann das gute Geschirr verstaut, das man hervorholte, wenn am Sonntag Besuch kam oder Familienfeste gefeiert wurden.
Die Stühle waren oft gepunktet oder hatten schwarz-weiße Plastiküberzüge - überhaupt war ganz viel abwaschbar und pflegeleicht. Die Böden waren aus Kunststoff, oft auch in roter oder gelber Farbe, gerne auch schwarz oder wieder mit wilden Mustern. Alles, was irgendwie Staub anziehen konnte, war verpönt.
Wohnten alle so?
Nein, nicht alle richteten sich nach dem typischen Geschmack der 50er Jahre ein, aber viele und vor allem die jüngeren Leute. Gleichzeitig gab es auch Einrichtungen, die man gerne als "Gelsenkirchener Barock" bezeichnete. Alte Bauernschränke, riesige Kommoden, Hirschgeweihe an den Wänden, Kuckucksuhren und Bilder, die Berglandschaften zeigten, das gab es natürlich auch. Und es gab genügend Leute, die auch das sehr gemütlich fanden. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Das ist ja auch noch heute so.