Typisch 50er Jahre?
Das Bild, das wir heute von den 50er Jahren haben, ist das der witzig geformten Nierentische, der lustig wippenden Petticoats und der Cocktailsessel. Heute finden wir das alles ein bisschen schräg, aber eigentlich ganz lustig.
Kein wirklicher Neuanfang
Doch oft vergessen wir, dass die 50er Jahre genauso wenig wie die so genannte "Stunde Null" 1945 kein kompletter Neuanfang waren. Das Alte existierte neben dem Neuen fort. Manchmal konnte sich das Neue durchsetzen, manchmal war die Kraft und Wirkung des Alten so durchsetzungsfähig, dass das Neue keine Chancen hatte.
Vieles wiederholte sich, wenn auch in einem neuen Gewand. Der Mief, die sozialen Vorurteile blieben, sie verschoben sich nur. Waren zunächst die Flüchtlinge oft genug "Menschen zweiter Klasse", so waren es dann wenig später die "Gastarbeiter". Soziale Vorurteile gegenüber "dem Fremden" blieben erst einmal bestehen. Was man nicht kannte, lehnte man vorerst ab, denn es machte ja auch gleichzeitig Angst.
Anstand und gutes Benehmen
So waren Anstand und gutes Benehmen wichtig. Das war sicher nicht falsch, aber der Schein nach außen war wichtiger als die Ehrlichkeit. So sollte alles seine Ordnung haben und blitzsauber sein, das Haus und die Kinder. Frauen putzten fleißig, Männer zeigten stolz ihre Neuwagen und wenn sie auch nicht die Wohnung putzten, dann zumindest ihr neues Auto. Jeder schaute nach jedem und keiner wollte in der Menge auffallen. Was könnten denn die Nachbarn sagen? Eine Frage, die sich viele Menschen stellten.
Die Vergangenheit sollte ruhen
Darüber hinaus vergaß man völlig, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen. Verdrängen, Vergessen und Schweigen, das war genauso typisch für die 50er Jahre. Und wer wollte schon alte Wunden aufreißen? Man freute sich über das Wirtschaftswunder, dass es endlich wieder "aufwärts ging" und vergaß die notwendige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Politik war weniger wichtig, die meisten wollten damit eigentlich in Ruhe gelassen werden. "Was geht mich das an", "nur keine Experimente", dies war bei vielen Menschen die grundsätzliche Haltung der Zeit. Und so manche Partei warb sogar mit dem Slogan, dass man keine Experimente machen wollte.
Hier siehst du ein Wahlvideo der CDU aus dem Jahr 1957, das eben mit dem Slogan "Keine Experimente" warb. Ganz typisch für diese Zeit.
Mit freundlicher Erlaubnis der Konrad Adenauer Stiftung