Flucht von Hansjoachim Tiedge

19.08.1985

Hansjoachim Tiedge, ein Überläufer

Zu einem der größten Spionageskandale der Nachkriegszeit wurde das Überlaufen von Hansjoachim Tiedge, eines westdeutschen Verfassungsschutzbeamten, in die DDR.

Tiedge verschwand plötzlich, wie das Bundesamt für Verfassungsschutz am 19. August 1985 mitteilte. Er war dort seit 1979 für die Spionageabwehr gegen die DDR tätig. Wenige Tage später meldete der Nachrichtendienst der DDR, ADN, dass Tiedge in der DDR sei. Er war also ein Überläufer.

Tiedge war 1937 in Berlin geboren worden und lebte in Köln. Auch aus privaten Gründen floh er in einem Interzonenzug in die DDR. Er hatte psychische Probleme und Schulden. Außerdem war seine Frau 1982 früh verstorben. Ihren Tod soll er selbst verursacht haben, indem er ihr mit einem Nudelsieb auf den Kopf schlug, woraufhin sie die Treppe hinabstürzte.

In der DDR verriet er sein gesamtes Wissen über die Spionageabwehr der Bundesrepublik an die DDR.

Im Westen wurde der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz nach Tiedges Flucht in den Ruhestand versetzt. Außerdem flogen mehrere Spionagefälle durch Sekretärinnen auf, die sich aber noch rechtzeitig in die DDR absetzten.