Der Streit um die Beschneidung
Beschneidung Ursprung - im Judentum und im Islam: Gründe für eine Beschneidung
Seit 4000 Jahren ist die Beschneidung im Judentum ein gängiger Brauch. Auch der Islam hat sich dieser Praxis angeschlossen. Gläubige Juden führen an, die Beschneidung gehöre zum Judentum einfach dazu. Ähnliche Argumente führen die Muslime an. Diese verweisen auf die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. In dieser steht, dass die "Religionsausübung gewährleistet wird". Wer die Beschneidung verbietet, schränkt die Freiheit der Religionen ein. So sehen es jedenfalls Juden und Muslime. Ein heftiger Konflikt war geboren. Doch warum eigentlich? War doch die Beschneidung schon seit vielen Jahren in der Bundesrepublik üblich.
Warum wurde überhaupt über die Beschneidung gestritten?
Im November 2010 wurde in Köln ein muslimischer Junge von einem Arzt beschnitten. Dies war nichts Ungewöhnliches. Doch dieser Junge wurde nach der Beschneidung krank, die Wunde verursachte große Schmerzen. So kam es zu einer Überprüfung dieses Falls. Den Arzt traf zwar keine Schuld, aber am Ende tauchte die Frage auf, ob es sich bei einem solchen Eingriff um Körperverletzung handele. Zwar hatten die Eltern, die ja das Sorgerecht für das Kind besitzen, zugestimmt. Aber es bestand die Frage, was höher zu werten ist: Die Rechte von Vater und Mutter auf Religionsfreiheit oder das Wohl des Kindes und dessen Unversehrtheit?
Was passiert eigentlich bei einer Beschneidung?
Bei Jungs wird die Vorhaut am Penis in Teilen entfernt. Es handelt sich um eine Operation. Für eine solche Operation gibt es normalerweise eine Betäubung. Ein Arzt oder eine Ärztin führen diesen Eingriff normalerweise durch. Für eine solche Beschneidung gibt es zum Beispiel gesundheitliche Gründe. Wenn die Vorhaut zu eng ist, dann lässt sie sich nicht mehr richtig zurückziehen. So kann es zu Entzündungen kommen, die auch sehr schmerzhaft werden können. Dies ist eine Beschneidung, die auch medizinischen Gründen vorgenommen wird. Neben den medizinischen Gründen gab es gleichzeitig die schon angeführten religiösen Gründe.
Die Entscheidung der Richter fiel für das Kind aus - warum?
Die Richter entschieden in diesem Fall für das Kind. Dieses würde durch die Beschneidung verletzt - wenn keine medizinischen Gründe vorliegen - und müsste mit den Folgen leben. Die Beschneidung wurde zwar nicht komplett verboten, aber sie sollte erst später erfolgen. Also in einem Alter, in dem das Kind selbst entscheiden könnte. Doch mit diesem Urteil begann der Widerstand. Die Religionsgemeinschaften der Muslime und der Juden sahen sich in ihrem Glauben behindert.
Nicht alle Juden und Muslime sahen das so!
Doch dies sahen auch wieder nicht alle Juden und alle Muslime so. Manche schlossen sich dem Urteil an. Um Jude oder Muslim zu sein, wäre die Beschneidung keine Voraussetzung, führten sie an. So mancher fand die Beschneidung auch im Nachhinein als sehr unangenehm. Viele hatten es nur hingenommen, weil sie sich als Kinder nicht dagegen wehren konnten. Eine Verbindung zu Gott ließe sich auch ohne Beschneidung herstellen.
Und ist die Beschneidung nun erlaubt oder nicht?
2012 endete der Streit natürlich nicht. Viele Wissenschaftlicher, vor allem Ärzte und Organisationen der Kinder- und Jugendärzt*innen sprachen sich gegen die Beschneidung aus. Sie führten die genannten Argumente an, dass Kindern unnötig Schmerz zugefügt wird. Gleichzeitig gab es wieder Leute, die das Thema Beschneidung einsetzten, um gegen Juden und Muslime zu hetzen. Und dann gab es wieder diejenigen, die sich aus religiösen Gründen eben für eine Beschneidung einsetzten. Und die die Gegner der Beschneidung des Antisemitismus [Link] bezichtigten.
In Deutschland gibt es kein Gesetz, das die Frage der Beschneidung nun endgültig regelt. Am 12. Dezember 2012 wurde vom Bundestag [Link] ein Gesetz erlassen. Dies verbietet religiöse Beschneidungen in Deutschland nicht. Diese sollten allerdings nach den "Regeln der ärztlichen Kunst" erfolgen. In den ersten sechs Lebensmonaten dürfen auch Beschneider - das sind Leute ohne medizinische Ausbildung - zum Einsatz kommen. Beschneidungen sind also unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Doch wer das nun kontrolliert und feststellt, was die "ärztliche Kunst" nun zulässt, dafür gibt es keine Regel.
Es gibt heute immer noch viele Kritiker, aber auch viele Befürworter. Immer wieder, wenn ein Kind zu Schaden kommt, rückt die Diskussion wieder in den Mittelpunkt.