Die Situation der Juden 1933
Die meisten der Juden, die in den 30er Jahren in Deutschland wohnten, lebten hier schon sehr lange. Jahrhunderte, seit vielen Generationen, lebten sie in Deutschland und sie waren Deutsche. Sie waren wie die meisten Bürger mit ihrer Heimat eng verbunden, viele Juden dachten konservativ, wählten konservativ, sogar nationale Parteien, und waren brave, staatstreue Bürgerinnen und Bürger. Doch der Anteil der jüdischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung war sehr gering. Die meisten Juden lebten in den großen Städten, auf dem Land gab es nur wenige Juden.
Die meisten Juden lebten in Berlin
1933 lebten im Deutschen Reich 500 000 Juden. Und von diesen lebte ein Drittel in Berlin, nämlich über 160 000 Menschen. Auch hier gab es Unterschiede, viele Juden waren zwar jüdisch getauft, aber sie lebten nicht mehr streng nach den Regeln des jüdischen Glaubens. Oder sie waren überhaupt nicht gläubig. Gleichzeitig gab es auch Juden, die ihre alten Traditionen pflegten und streng gläubig waren und dies durch Kleidung und Aussehen zum Ausdruck brachten. Doch Hitler ging es gar nicht um Religion, es ging ihm um Rasse. Und hier kam die Vorstellung der "jüdischen Rasse" auf, die eben anders, fremd und dem Deutschen "feindlich gesinnt" gewesen sein soll.
Bevölkerungsanteil von 0,77 Prozent
Der Anteil der jüdischen Bevölkerung im Vergleich zur deutschen Gesamtbevölkerung lag bei 0,77 Prozent. Man kann davon ausgehen, dass ein Großteil der Deutschen zu diesem Zeitpunkt noch nie einem Juden begegnet war. Vor allem auf dem Land, denn hier lebten wenige Juden. Viele jüdische Deutsche hatten im Ersten Weltkrieg gekämpft und ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Viele waren stolz auf ihre Leistungen und waren mit Ehrenabzeichen ausgezeichnet worden.
Viele Juden waren im Kulturbetrieb tätig, sie arbeiteten als Künstler, als Schriftsteller, Musiker, Schauspieler, Regisseure. Viele waren Kaufleute und hatten Geschäfte oder waren als Anwälte und Ärzte erfolgreich.