Sprache im Nationalsozialismus
Was verschleierte die Sprache im Nationalsozialismus?
Die beschönigende, verschleiernde Sprache der Nazis spielte in dem entmenschlichenden Prozess des Holocaust eine wichtige Rolle. Sie war für die nationalsozialistische Propaganda sehr wichtig.
Offen sprach man nicht von der Ermordung der Juden
Hitler sprach von Anfang an von der „Notwendigkeit“, das Reich von jüdischen „Parasiten“ zu „säubern“, Deutschland von jüdischen „Bazillus“ zu „desinfizieren“. Dem „Judenproblem“ kamen die Nazis durch die „Endlösung“ bei. „Endlösung“ stand dabei für Vernichtung und Mord.
Begriffe wie „Euthanasie“ und „Gnadentod“ verschleierten die Morde an Behinderten, deren Leben man als „unwert“ bezeichnete. Und das waren Morde, die aus rassischen Gründen begangen wurden und nicht um die Betroffenen von ihrem Leiden zu erlösen, wie oft vor allem von Ärzten und Helfern behauptet wurde.
Buchstabieren wie die Nazis
Auch unser Alphabet ist nicht ohne Einfluss der Nationalsozialisten: Das Alphabet wurde ab 1934 anders buchstabiert. Stand noch 1926 "David" für "D", "Jacob" für "J", "Nathan" für "N", "Samuel" für S und Zacharias für "Z" - alles jüdische Namen - so passten die Nationalsozialisten sogar die Buchstabierfolge an. Manches hat sich bis heute erhalten. Heute buchstabieren wir wie 1934 "Dora" für "D" und "Nordpol" für "N". Für das "S" steht zwar mittlerweile auch wieder "Samuel", dennoch hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch "Siegfried" gehalten, genauso wie "Zeppelin" anstelle von "Zacharias". Viele wissen das nicht.
Sonderbehandlung - was soll das sein?
„Sonderbehandlung“ in den Euthanasie-Einrichtungen bedeutete nichts anderes als Vergasung der Opfer. Die verschleiernde Sprache wurde in Todeslagern und zur Bezeichnung der Massaker der Einsatzkommandos benutzt. Es hieß im Sprachgebrauch der Nationalsozialisten nicht Mord, sondern „Sonderaktion“, „Evakuierung“ und „Umsiedlung“, womit stets die wahren Absichten verborgen werden sollten.
Die „Schutzhaft“ für Nazigegner bedeutete nicht Schutz vor einer Gefahr, sondern zeitlich unbegrenzte Haft der Gegner ohne Gerichtsprozess. „Jüdischer Wohnbezirk“ stand für Ghetto. Der „Osten“ und das „jüdische Siedlungsgebiet“ wurden zu verharmlosenden Sammelbegriffen für die Vernichtungslager in Polen und die Todeslager hießen nur „Arbeits-“, „Schutz-“ oder „Kriegsgefangenenlager“.
Arbeit macht frei - wirklich?
Grausame Täuschung kennzeichneten auch die berüchtigtsten Sprüche an den Eingängen, die „Arbeit macht frei“ und ähnlich lauteten. Die Gaskammern und Verbrennungsanlagen in den Lagern erhielten so harmlos klingende Bezeichnungen wie „Badeanstalt“ oder „Spezialeinrichtung“. Nur selten wurde bisher eine Sprache auf so zynische Weise missbraucht.
Blick zurück
Als Beispiel aus der Kaiserzeit, hier wurde auch der Begriff "Schutzgebiete" gerne für die ausgebeuteten Kolonien verwendet. Die Menschen wurden dort nicht geschützt, sondern oft schwer misshandelt. So müssen wir solche Begriffe immer hinterfragen!
Blick voraus
Auch heute noch verwenden wir Ausdrücke, die aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen. Dazu zählt auch das Wort "Überfremdung", das immer wieder im Zusammenhang mit der Flüchtlings- und Einwanderungsfrage in den Mund genommen wird.