Der Russisch-Japanische Krieg
Russland und Japan rangen um die Vorherrschaft in Ostasien, insbesondere im Osten von China (in der Mandschurei) und Korea. Russland suchte sein Einflussgebiet zu vergrößern, auch um wirtschaftlich mit den europäischen Großmächten mithalten zu können und die Rückständigkeit des Landes zu verringern.
Port Arthur: der Stein des Anstoßes
Port Arthur ist eine Hafenstadt am Gelben Meer in China. China hatte die Stadt im Chinesisch-Japanischen Krieg 1894 an Japan verloren. Russland, das Deutsche Reich und Frankreich drängten Japan auf die Rückgabe (um eigene Interessen zu sichern), was schließlich geschah.
Kurz darauf aber verpachtete China die Stadt an Russland, das dort einen Marinestützpunkt aufbauen wollte. Russland schickte außerdem Soldaten in die Mandschurei, um den Boxeraufstand niederzuschlagen. Das alles gefiel Japan natürlich nicht. Es rüstete in den nächsten Jahren auf und forderte im August 1903 den Abzug der russischen Truppen.
Als das nicht geschah, überfiel Japan Port Arthur schließlich am 8. Februar 1904. Mehrere russische Kriegsschiffe wurden in der Seeschlacht vor Port Arthur durch japanische Torpedoboote angegriffen und beschädigt. Am 10. Februar 1904 erklärte Japan Russland den Krieg.
Seeschlacht von Tschemulpo
Vor der koreanischen Hafenstadt Tschemulpo fand eine zweite Seeschlacht statt, und zwar ebenfalls am 8. und 9. Februar 1904. Die japanische Flotte stellte die russischen Kriegsschiffe "Warjag" und "Korejez" und beschädigte sie schwer. Daraufhin versenkten die russischen Besatzungen ihre Schiffe selbst. Die Japaner begannen, ihre Truppen in die Mandschurei zu schicken.
Der weitere Kriegsverlauf
Zur ersten Schlacht an Land kam es am Fluss Yalu (30. April bis 1. Mai 1904). Die Russen versuchten, die Japaner an der Überquerung des Flusses zu hindern und somit den Vormarsch in die Mandschurei aufzuhalten, doch das gelang ihnen nicht. Der folgende japanische Angriff auf die russischen Stellungen endete siegreich.
Die Japaner marschierten auf Port Arthur zu und besiegten die Russen in der Schlacht am Nanshan. Die russischen Schiffe durchbrachen die Linie an japanischen Schiffen in Port Arthur und es kam zur Schlacht im Gelben Meer. Es gelang den russischen Schiffen nicht zu entkommen und sie mussten nach Port Arthur zurückkehren.
Die Japaner begannen am 1. August 1904 mit der Belagerung von Port Arthur. Es kam zum Großeinsatz von Maschinengewehren und zum Stellungskrieg. Am 2. Januar 1905 mussten die Russen Port Arthur nach 154 Tagen der Belagerung den Japanern überlassen. Ihre Schiffe versenkten sie zuvor im Hafen, doch viele konnten von den Japanern wieder geborgen werden.
Innenpolitisch musste Russland nun auch noch mit der Revolution vom Februar 1905 fertig werden. Der Krieg forderte weitere Verluste: Die Schlacht von Mukden (20. Februar bis 10. März 1905) endete mit dem Rückzug der Russen. In der Seeschlacht bei Tsushima südlich von Korea wurde die russische Flotte am 27./28. Mai 1905 fast vollständig vernichtet.
Frieden: der Vertrag von Portmouth
Nach den Niederlagen von Mukden und Tsushima nahm der russische Zar Nikolaus II. Kontakt zum amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt auf und bat diesen um Vermittlung bei Friedensverhandlungen. Mit dem Vertrag von Portsmouth (USA) endete der Russisch-Japanische Krieg am 5. September 1905.
Russland musste die Mandschurei räumen, sie ging zurück an China. Japan sicherte sich seine Vormachtstellung in Korea, das zum japanischen Protektorat wurde, und erhielt Port Arthur. Der Sieg eines asiatischen Landes über eine europäische Großmacht stärkte das Selbstbewusstsein der Japaner. Japan errang eine Vormachtstellung in Ostasien. Der Konflikt mit China blieb bestehen.
Im Russisch-Japanischen Krieg wurden erstmals viele Taktiken verwendet, die dann im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kamen, inbesondere der Grabenkrieg mit Maschinengewehrstellungen, aber auch die Gefechtsfeldbeleuchtung, das Feldtelefon und die Hochsee-Funktelegraphie.