Spanien unter Alfonso XIII.

Nach dem frühen Tod des spanischen Königs Alfonso XII. übernahm seine Ehefrau Maria Christina 1885 zunächst die Regierungsgeschäfte. Nach der Geburt ihres Sohnes 1886 wurde dieser als Alfonso XIII. sogleich zum König ausgerufen, seine Mutter regierte jedoch bis 1902 für ihn.

Spanien war in dieser Zeit um 1900 ein rückständiges Land, geprägt vor allem von Landwirtschaft in Großgrundbesitz. Nur in Katalonien und im Baskenland gab es Industrie.

Spanisch-Amerikanischer Krieg (1898)

War Spanien im 16. Jahrhundert eine der Großmächte Europas mit großen Kolonien in Übersee, hatte es diesen Status schon im 18. Jahrhundert eingebüßt. Als auf Kuba, ebenfalls spanische Kolonie, 1895 ein Aufstand ausbrach, führte das schließlich 1898 zum Krieg gegen die Vereinigten Staaten. In diesem Spanisch-Amerikanischen Krieg gingen dann die letzten größeren Besitztümer an die USA verloren, nämlich Kuba, Puerto Rico, Guam und die Philippinen.

Rifkriege in Marokko (1893, 1909, 1921)

Im Rifkrieg von 1893 hatte Spanien gegen marokkanische Stämme des Rif-Gebirges gekämpft und war als Sieger hervorgegangen. 1909 kam es in diesem Gebiet erneut zu einem Krieg. Spanien wollte seinen letzten Kolonien in Nordafrika nicht aufgeben und hatte schon 1904 Marokko mit Frankreich aufgeteilt.

Spanien gelang es in diesem zweiten Rifkrieg schließlich, sein Herrschaftsgebiet auszudehnen. Große Teile im Norden von Marokko blieben jedoch unbehelligt. 1912 errichtete Spanien in Nordmarokko das Protektorat Spanisch-Marokko (Vertrag von Fès). Erst 1921, im Dritten Rifkrieg, konnten die Spanier diese Gebiete jedoch unter ihre Kontrolle bekommen.

Die Tragische Woche (1909)

Im Sommer 1909 kam es vom 25. Juli bis zum 2. August zur Tragischen Woche (spanisch: semana trágica). Mit der Unterstützung von Anarchisten kam es zu einem Arbeiteraufstand in Barcelona und anderen Städten. Die sozialen Spannungen in Spanien waren groß. Der direkte Auslöser für den Aufstand war die Einberufung von 40.000 Soldaten (Reservisten) für den Rifkrieg. Die Arbeiter, insbesondere in Katalonien, sahen diesen Krieg als Klassenkrieg an, mit dem sich die Reichen weiter bereichern wollten. So entfaltete sich eine Stimmung gegen die besitzende Klasse, gegen die Kolonialpolitik, gegen die Kirche und gegen das Militär.

Anarchisten und Sozialisten riefen zum Generalstreik und zu Demonstrationen auf. Truppen der Regierung schlugen den Aufstand blutig nieder. Mehr als hundert Menschen starben. Mehr als 2500 Personen wurden festgenommen, 1700 wegen bewaffneter Rebellion verurteilt, fünf wurden hingerichtet.

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkrieges blieb Spanien neutral.


Blick voraus

In Absprache mit dem König Alfonso XIII. errichtete Miguel Primo der Rivera 1923 eine Militärdiktatur. Im Januar 1930 musste Primo de Rivera zurücktreten. Sein Nachfolger wurde General Berenguer, der im April 1931 Wahlen einberief. Die Wahlen im April 1931 gewannen die Republikaner. Der König, der in die Diktatur verwickelt gewesen war, verließ das Land. Die Zweite Republik wurde ausgerufen (eine Erste Republik hatte es für knapp zwei Jahre 1873/74 gegeben). Siehe dazu auch hier.