Medikamententests an DDR-Bürgern
Medikamententest in der DDR
Pharmafirmen aus dem Westen führten in der DDR medizinische Studien durch. Die Patienten wussten oft nicht, dass sie bei diesen Medikamententests als menschliche Versuchskaninchen dienten. Dieser Medizinskandal kam erst 2013 in vollem Umfang ans Licht.
Geld gegen Menschenversuche
1983 wurde der Handel zwischen Pharmafirmen und Gesundheitspolitikern der DDR geschlossen. Die Durchführung der sogenannten "immateriellen Exporte" organisierte die Firma "Import Export GmbH", die der Staatssicherheit unterstand.
Medikamente und medizinische Geräte wurden nun auf diese Weise zur Erprobung über die Grenze geschickt. Bis zu 800.000 D-Mark wurden pro Studie gezahlt, insgesamt sollen zehn Millionen D-Mark geflossen sein - Devisen, die die DDR wegen ihrer maroden Wirtschaft gerne nahm.
Kliniken und Ärzten blieb kaum eine Wahl: der Anordnung von oben zu Medikamententests konnten sie sich nicht widersetzen.
600 Medikamententests in der DDR
Von mehr als 600 Medikamententests an etwa 50.000 Menschen in 50 Kliniken weiß man bisher. Über Risiken, die mit der Einnahme der Pillen verbunden waren, wurden die Patienten kaum oder gar nicht aufgeklärt. Manche Tests mussten wegen zu schwerer Nebenwirkungen abgebrochen werden.
Es kam sogar zu Todesfällen von Patienten, z. B. bei einer Versuchsreihe mit Herzmedikamenten in den Kliniken in Suhl, Erfurt und Bad Berka. Auch in Halle und in einer Lungenklinik bei Magdeburg kam es zu zwei Todesfällen, woraufhin die Studien abgebrochen wurden.
Tests mit Babys und Kindern
Es gab auch Tests mit zu früh geborenen Babys. 30 von ihnen erhielten das Medikament Erythropoetin, kurz Epo genannt. Das Hormon ist eigentlich als Dopingmittel bekannt.
Die Babys bekamen es, um bei ihnen die Bildung roter Blutkörperchen anzuregen. In der Kinderklinik von Halle wurden an jungen Patienten Wachstumshormone getestet.
Warum gab es Medikamententests in der DDR?
In der Bundesrepublik wurden Medikamententests wesentlich stärker überwacht, reglementiert und kontrolliert. Das umgingen die Pharmafirmen, indem sie die Tests in der DDR durchführen ließen, die sogar alle Versuche organisierte. Für mögliche Schäden haftete zudem die Staatliche Versicherung der DDR - auch das praktisch für die Firmen.
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