Die Grenze
Die innerdeutsche Grenze
Knapp 1400 km war sie lang: die innerdeutsche Grenze, die die beiden deutschen Staaten teilte. Zugleich trennte sie als Eiserner Vorhang auch Europa in Ost und West, fortgeführt im Süden an der Grenze von Österreich zur Tschechoslowakei.
Verlauf der Grenze
Der Verlauf der innerdeutschen Grenze war von den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg festgelegt worden. Zunächst war es nur eine Sektorengrenze, mit der Gründung der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik 1949 wurde sie zur deutsch-deutschen Grenze.
Im Westen grenzten die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und Bayern an die Grenze. Auch Orte wurden durch die Grenze geteilt, z. B. Mödlareuth. Andere Orte wurden nach der Zwangsumsiedlung aller Bewohner geschleift, d. h. abgetragen und dem Erdboden gleich gemacht. Sie verschwanden von der Landkarte.
Staatsgrenze: Ja oder nein?
Die Auffassung über die Grenze war unterschiedlich. Die DDR sah die Grenze als Staatsgrenze, weil sie nach ihrer Auffassung zwei souveräne Staaten trennte.
Für die Bundesrepublik handelte es sich hingegen eben nicht um eine Grenze, wie sie etwa zu den Niederlanden oder Frankreich bestand. Für die Bundesrepublik war die DDR nicht "Ausland". 1972 erkannte sie die DDR zwar staatsrechtlich an, also als eigenen Staat, aber nicht völkerrechtlich: Auch in der DDR lebten nach ihrer Auffassung Deutsche, die, wenn sie in die Bundesrepublik kamen, auch das Recht auf einen bundesdeutschen Pass besaßen.
Wie sah die Grenze aus?
Im Laufe der Jahre baute die DDR die Grenze immer weiter aus. 1952 wurde eine 5 km breite Sperrzone eingerichtet. Damit war die Grenze unpassierbar geworden. Anwohner, die hier lebten und als "politisch unzuverlässig" eingestuft wurden, mussten ihre Wohnung verlassen, sie wurden zwangsumgesiedelt. 1961 wurde das letzte Schlupfloch, die Grenze in Berlin, mit dem Mauerbau dicht gemacht.
Die Grenze wurde mit Minen und Hundelaufanlagen ausgestattet und ab 1970 mit Selbstschussanlagen ausgerüstet. Minen, Selbstschussanlagen und Hundelaufanlagen wurden ab 1983 als Gegenleistung zu einem bundesdeutschen Kredit wieder abgebaut. 30.000 Grenzsoldaten bewachten die Grenze. Sie hatten den Befehl, eine Flucht auch mit Waffengewalt zu verhindern (Schießbefehl).
Aufbau der Grenze
Auf der Zeichnung links kannst du den Aufbau der Grenze Anfang der 1980er Jahre sehen. Hier wurde zusätzlich eine Straße unterbrochen, die einst von Ost nach West führte. Links ist die Bundesrepublik. Die Nr. 1 markiert den eigentlichen Grenzverlauf. Grenzpfähle (3) weisen ebenfalls darauf hin. Bis zum ersten Zaun gab es einen Streifen "Niemandsland", das aber schon zur DDR gehörte.
Es folgte ein Stacheldrahtzaun (6), der ab 1961 (8) zweigeteilt und vermint war. Ab 1970 wurden die Zäune zudem mit Selbstschussanlagen ausgestattet. An manchen Stellen mit grenznahen Siedlungen wie z. B. in Mödlareuth wurden auch Mauern errichtet, um die Sicht zu versperren. Gräben (5 und 9) sollten den Durchbruch mit einem Fahrzeug verhindern.
Es folgte ein 10 m breiter Kontrollstreifen (10), der mit Flutlicht beleuchtet wurde und gepflügt war. Dahinter verlief eine Straße (11) für Kontrollfahrzeuge, der Kolonnenweg. In einem 500 m breiten Schutzstreifen dahinter befanden sich verschiedene Wachtürme (13-16). Schließlich folgte ein Signalzaun, der bei Berührung Alarm im nächsten Wachturm auslöste.
Hieran schloss sich die 5 km breite Sperrzone an. Nur mit einem Passierschein oder einem Vermerk im Personalausweis (wenn man hier wohnte) kam man in dieses Gebiet hinein.
Grenzübergänge
Natürlich gab es auch Grenzübergänge. Schließlich mussten Bundesbürger durch die DDR hindurch, wenn sie nach West-Berlin wollten. Auch diese Grenzübergänge waren schwer gesichert. Wie die Grenzabfertigung verlief, kannst du unter Transit nachlesen.
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