Der Tibetkonflikt
Seit 1913 war Tibet ein unabhängiger Staat. Doch dies sollte sich mit der Machtübernahme Mao Tse-tungs in China ändern. 1950 kam es zu einer Invasion der Chinesen in Tibet. Als die Chinesen in Tibet einzogen, hatten die Tibeter der Militärmacht wenig entgegenzusetzen. Auch half ihnen letztlich keiner. Schon 1951 wurden sehr viele chinesische Soldaten in Tibet stationiert und Tibet wie eine chinesische Provinz behandelt.
Warum erst 1950?
Zwischen 1913 und 1949 waren die Chinesen mit eigenen Problemen befasst. Es gab viele Bürgerkriege in China und der Japanisch-Chinesische Krieg bündelte die chinesischen Kräfte. 1949 kam es zur Gründung der Volksrepublik China durch Mao Tse-tung. Der neue chinesische Regierungschef und seine Partei, die Kommunistische Partei (KP), erinnerten sich wieder an Tibet und erhoben Anspruch auf das kleine Land inmitten des Himalaya-Gebirges. Tibets Lage kannst du gut auf der Karte links erkennen.
Neue Aufstände
Seit der Besetzung 1950 durch die chinesische Volksarmee begehrten die Tibeter immer wieder gegen die chinesische Fremdherrschaft auf. Erste Proteste entstanden schon 1955, als man versuchte, die Nomaden in Tibet sesshaft zu machen. Während die Chinesen ihre Invasion in Tibet als "Befreiung des chinesischen Volkes vom Feudalismus" sahen, fühlten die Tibeter selbst sich gar nicht befreit. So kam es 1959 zu einem Aufstand gegen die Chinesen, den diese allerdings wieder blutig niederschlugen. Deshalb floh das politische und religiöse Oberhaupt der Tibeter, der 14. Dalai Lama, nach Indien. Er war zu diesem Zeitpunkt erst 23 Jahre alt. Viele Tibeter starben während der Kämpfe. Bei zwei Millionen Einwohnern gab es 86 000 Tote allein auf Seite der Tibeter zu beklagen.
Viele Tote und zerstörte Klöster
1965 rief China die autonome Region Tibet aus. Bis 1966 wurden mehr als 6000 Klöster in Tibet zerstört. Die chinesische Regierung griff hart durch und wieder mussten viele Tibeter sterben. Teils gingen sie an den Arbeitsbedingungen in Arbeitslagern zugrunde oder sie starben aufgrund der schlechten Versorgungslage in Tibet an Hunger oder Krankheiten. Gleichzeitig begann die chinesische Regierung, Millionen von Chinesen auf tibetischem Gebiet anzusiedeln.
Während die Exilregierung in Tibet der Meinung war, Tibet sei vor der Invasion der Chinesen 1950 ein unabhängiger und selbstständiger Staat gewesen, betrachteten die Chinesen Tibet seit vielen hundert Jahren als einen Teil Chinas. Die Unabhängigkeit Tibets 1913 wurde von den Chinesen im Sinne des Völkerrechtes nie anerkannt und sie sahen sich demzufolge im Recht.
Blick zurück
Tibet liegt im Himalaya-Gebirge. Es ist nicht so einfach, überhaupt dorthin zu gelangen. Trotzdem war Tibet in seiner 1300-jährigen Geschichte immer wieder ein Zankapfel zwischen den Völkern. Es herrschten im Wechsel Chinesen, Mongolen und andere südostasiatische Völker. Nach der Herrschaft der Mongolen wurde Tibet erstmals 1720 von der chinesischen Mandschu-Dynastie besetzt. Der chinesische Statthalter wurde 1894 aus China vertrieben. 1910 gelang es China erneut, Tibet zur erobern. Nach dem Ausbruch der chinesischen Revolution 1911 zog man die chinesischen Truppen wieder ab und erklärte Tibet im Jahr 1913 zu einem unabhängigen Staat.
Blick voraus
Bis heute ist der völkerrechtliche Status von Tibet umstritten. Viele Länder verstanden Tibet 1951, vor dem Einmarsch der Chinesen, als selbstständigen Staat, andere Staaten haben eine andere Sicht. In Deutschland sieht die Bundesregierung Tibet als Teil Chinas, unterstützt allerdings die kulturelle und religiöse Eigenständigkeit des Landes. Der Dalai Lama ist insofern kein politischer, sondern nur ein religiöser Führer. Man kann sagen, dass sich die meisten Länder einfach raushalten. Man hat zwar Sympathien für den kleinen Staat, der so gerne unabhängig sein möchte, doch man will es sich mit der Wirtschaftsmacht China nicht verderben, weil man um die Folgen fürchtet.