Schweres Erbe der Vergangenheit
Die ersten Gehversuche und ein schweres Erbe
Zum Zeitpunkt der Staatsgründung der jungen Bundesrepublik war noch gar nicht so klar, wie es mit dem neuen Staat weitergehen sollte. Dieser besaß noch keine Souveränität, war gerade erst geteilt worden und die Demokratie war noch lange nicht gefestigt. Wenige nur kannten das Grundgesetz und die Verbrechen der Nazi-Diktatur hatte man weitgehend verdrängt. Was sollte man auch "wiedergutmachen", man hatte ja nichts getan, war selbst getäuscht und verführt worden. So jedenfalls sahen das sehr viele Menschen. Und es gab immer noch viele Nazis, etwa 8 Millionen Menschen hatten ein Parteibuch der NSDAP besessen und waren ehemalige Mitglieder der Partei gewesen.
Altlasten für den neuen Staat
Wie sollte also der neu gegründete Staat mit den Folgen des Nationalsozialismus überhaupt fertig werden? Dies war eine Frage, der sich die Regierung Adenauer stellen musste. Doch der sich verstärkende Ost-West-Konflikt schien erst einmal Hilfe zu bringen, denn Deutschland wurde plötzlich wieder gebraucht.
So wurde die Bundesrepublik zum Helfer und Unterstützer des Westens beim Zurückdrängen des Kommunismus. Adenauer versprach Unterstützung und bereitete damit auch den Weg zur Wiederbewaffnung. Und im Gegenzug drückten die Alliierten ein Auge zu. So wurde die Entnazifizerung - die ja kurz nach der Niederlage Deutschlands ein ganz wichtiges Ziel aller Alliierten war - beendet. Durch Amnestie-Erlasse kamen viele Straftäter frei. Am Ende blieben von den belasteten Personen gerade mal 2500 Leute übrig.
Beamte kehrten in den Staatsdienst zurück
Beamte, auch die, die während der Nazi-Zeit Stellen inne hatten und nicht während des Fragebogenverfahrens als belastet oder schuldig eingestuft wurden, kehrten wieder in den Staatsdienst zurück. Bundeskanzler Adenauer glaubte, die erfahrenen Beamten zu brauchen, andere gab es ja nicht. Da wurde schon wieder ein Auge zugedrückt.
Gleichzeitig wurden in nationalen Kreisen die Widerstandskämpfer des 20. Juli und andere Gegner des Nationalsozialismus als Hoch- und Landesverräter angeprangert. Täter des NS-Staates erhielten Renten und Pensionen, Opfer dagegen erhielten oft nichts oder mussten jahre- und jahrzehntelang darum kämpfen. Die Entschädigung und Anerkennung vieler Opfer ließ Jahre auf sich warten.
Der Kampf gegen den Kommunismus wurde zur Hauptaufgabe
Dazu kam der erstarkende Antikommunismus. So wurden von den bundesdeutschen Gerichten oft Kommunisten verurteilt, während NS-Verbrecher gar nicht erst angeklagt wurden, geschweige denn, dass es zu einer Verurteilung kam. Die meisten dachten "Endlich Schluss mit der Diskussion um die nationalsozialistische Vergangenheit". Letztlich hatte man überlebt und arbeitete nun für das allgemeine und das gesellschaftliche "Wirtschaftswunder".
Erst in den 60er Jahren sollte sich diese Einstellung ändern. Ein Teil der Bevölkerung stellte nun die Frage nach der Verantwortung und man begann, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Doch auch dies nur auf erhöhten Druck von einigen wenigen.