Erfurter Gipfeltreffen - Auftakt der neuen Ostpolitik

19.03.1970

Jubel für Willy Brandt in Erfurt

Nachdem Willy Brandt im Herbst 1969 zum ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler gewählt worden war, leitete er eine neue Ostpolitik ein: Er suchte das Gespräch mit der DDR-Führung und signalisierte die Bereitschaft zu Verhandlungen.
 

Erfurter Gipfeltreffen

Ein erster Schritt war ein Treffen in Erfurt mit dem Ministerpräsidenten der DDR, Willi Stoph. Es war das erste Treffen der politischen Führung beider deutscher Staaten - 21 Jahre nach ihrer Gründung.

Es gab zwar keine konkreten Ergebnisse der Verhandlungen, doch das Treffen hatte als das erste innerdeutsche Treffen großen symbolischen Wert. Es gilt als Auftakt für die neue Ostpolitik und die Annäherung der beiden deutschen Staaten.
 

Willy Brandt ans Fenster

Für besonderes Aufsehen sorgten aber auch die bewegenden Momente vor dem Hotel Erfurter Hof. Mehrere tausend DDR-Bürger hatten sich hier versammelt, obwohl der Platz von der Polizei und der Stasi abgesperrt worden war.

Nun riefen sie lautstark "Willy Brandt ans Fenster!" Als der sich schließlich zeigte, wurde er jubelnd mit "Willy, Willy"-Rufen empfangen. 350 Journalisten aus 42 Ländern berichteten darüber in alle Welt.

Der DDR-Führung behagten die Sympathiebekundungen für Brandt nicht und es wurden mehr als 100 Menschen verhaftet wegen "Zusammenrottungen und Beifallsbekundungen für Brandt". Als Folge wurden spätere Staatsbesuche aus dem Westen dermaßen abgeriegelt, dass z. B. Helmut Schmidt  1981 durch eine "Geisterstadt" fuhr.
 

Beginn einer Annäherung in Erfurt 1970

Das Treffen in Erfurt sowie ein folgendes in Kassel am 21. Mai 1970 blieben zunächst ohne Ergebnis. Noch prallten die Haltungen zur völkerrechtlichen Anerkennung der DDR aufeinander. Dennoch war das Erfurter Gipfeltreffen der Beginn der Annäherung.

Es folgten schließlich weitere Zusammenkünfte, in denen mehrere deutsch-deutsche Verträge ausgehandelt wurden, zum Beispiel der Grundlagenvertrag von 1972.