Afghanistan: der Afghanistankrieg und die Taliban

Bürgerkrieg in Afghanistan (1989-2001)

1989 zog sich die Sowjetunion aus Afghanistan zurück. Das brachte aber keinen Frieden – im Gegenteil, ein neuer Bürgerkrieg begann. Er dauerte bis 2001.

Regierung Nadschibullah (1989-1992)

Zunächst wurden die Kämpfe fortgeführt zwischen der Regierung, die von der Sowjetunion unterstützt worden war, und den islamistischen  Mudschahidin, die von den USA unterstützt worden waren. Bis 1992 hielt sich die Regierung. Präsident war Mohammed Nadschibullah.

Regierung der Mudschahidin (1992-1996)

1992 aber konnten die Mudschahidin die afghanische Hauptstadt Kabul einnehmen. Am 28. April wurde der Islamische Staat Afghanistan gegründet und löste damit die sozialistisch regierte Demokratische Republik Afghanistan ab. Nadschibullah wurde gestürzt. Nach einer Übergangsregierung übernahm Burhanuddin Rabbani das Präsidentenamt.

Mehrere Gruppen von Mudschahidin kämpften nun aber um die Macht. Sie wurden jeweils von einem Warlord angeführt. Diese militärischen Anführer eigener Truppen konnten jeweils in Stück des Landes einnehmen. Es gab also regionale Machthaber. Ahmad Schah Massoud und Abdul Dostum waren die mächtigsten dieser Warlords. Die Hauptstadt Kabul war ebenfalls aufgeteilt unter mehreren Machthabern. Schusswechsel und Gefechte mit vielen Toten führten zwischen 1992 und 1996 dazu, dass viele Menschen flohen.

Aufstieg der Taliban (1994-1996)

Der Süden des Landes war ebenfalls umkämpft von kleineren Machthabern. 1994 traten hier erstmals die Taliban in Erscheinung. Die Taliban sind Islamisten. Von Pakistan aus, wohin sie nach dem Einmarsch der Sowjetunion geflohen waren, begannen sie ihre Eroberung Afghanistans. Dabei wurden sie von der pakistanischen Regierung unterstützt.

Sie drangen immer weiter vor. 1994 nahmen sie Kandahar ein. Ende September 1996 nahmen sie schließlich Kabul ein. Sie riefen dann 1997 das Islamische Emirat Afghanistan aus. Ihren Anführer Mohammed Omar ernannten sie zum Staatsoberhaupt.

Wer sind die Taliban?

Die Taliban sind sunnitische Muslime mit extrem strengen religiösen Regeln. Westliche Ansichten werden abgelehnt. Frauen haben keine Rechte. Sie dürfen nicht zur Schule gehen, sie sollen nicht arbeiten, sie müssen sich in Burkas komplett verschleiern. Ohne Burka und ohne einen männlichen Verwandten dürfen sie das Haus überhaupt nicht verlassen. Männer werden gezwungen, Bärte zu tragen. Fernsehen und Musik werden abgelehnt. Unter den Taliban gilt die Scharia, das islamische Recht.

Regierung der Taliban – Islamisches Emirat Afghanistan (1996-2001)

Mit ihrer Machtübernahme setzten die Taliban sofort die Scharia um. Der frühere Präsident Nadschibullah wurde von ihnen ermordet. Sie kontrollierten etwa 65 Prozent des afghanischen Territoriums.

Nur der Norden war nicht in ihrer Hand. Hier regierten die Truppen Massouds im Nordosten, Dostums im Nordwesten und die Partei Hizb-i Wahdat, die der Ethnie der Hazara angehören und schiitische Muslime sind, in der Mitte (ihr Anführer war Mazari und nach dessen Tod Chalili). Auf der Karte kannst du das gut erkennen. Massoud war übrigens Tadschike, Dostum Usbeke. Hier erkennt man, dass der Konflikt auch ein ethnischer Konflikt in dem Vielvölkerstaat Afghanistan war und ist.

Schon im Oktober 1996 schlossen sich die Gegner der Taliban jedoch zusammen. Dieser Zusammenschluss wurde bekannt als Nordallianz. Dieses militärische Zweckbündnis hieß offiziell Nationale Islamische Vereinigte Front zur Rettung Afghanistans.

Dennoch eroberten die Taliban bis 1998 weitere Gebiete. Nur den Nordosten bekamen sie nicht unter Kontrolle und in der Mitte kämpften Guerillatruppen gegen sie. An den Hazara verübten die Taliban Massaker: Sie töteten viele Menschen aus der Zivilbevölkerung.

Die Taliban radikalisierten sich immer mehr. Im März 2001 zerstörten sie die Buddha-Statuen von Bamiyan, die größten stehenden Buddha-Statuen der Welt.

Sie gewährten Osama bin Laden Unterschlupf und unterstützten seine Terrorgruppe Al-Qaida. Angehörige von Al-Qaida ermordeten auch am 9. September 2001 Massoud, den verbliebenen Militärführer der Opposition.

Krieg in Afghanistan und Sturz der Taliban (2001)

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001, beschloss die USA, die Taliban zu bekämpfen. Denn die Taliban unterstützten das Terrornetzwerk Al-Quaida und ihren Anführer Osama bin Laden und trugen so Anteil an den Terroranschlägen. Am 7. Oktober 2001 begann der Krieg in Afghanistan.

Die USA unterstützte damit die Nordallianz, das Bündnis der zuvor verfeindeten Mudschahidin-Gruppen. Es gelang ihnen gemeinsam bis Dezember 2001 die Taliban zu stürzen. Einige Taliban und Mitglieder von Al-Qaida setzten sich nach Pakistan ab. Innerhalb von zehn Wochen waren die Taliban gestürzt worden.
 

US-geführte Intervention in Afghanistan (2001-2021)

Im Dezember 2001 fand die Afghanistan-Konferenz in Bonn statt. Auf dieser auch Petersberger Konferenz genannten Zusammenkunft einigte man sich auf das Petersberger Abkommen. Man beschloss einen Plan zur Demokratisierung des Landes, den Petersberg-Prozess. Nach der Entmachtung der Taliban sollte eine demokratische Regierung nach einem Stufenplan wieder die Macht übernehmen.

Afghanistan erhielt eine neue Regierung unter Präsident Hamid Karzai. Unterstützt wurde sie von einer internationalen Soldatentruppe, die sogenannte Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF). Sie sollten den Frieden sichern. Denn noch immer gab es Taliban, die die Macht zurückerobern wollten. Sie verübten weiterhin Anschläge, insbesondere auch gegen die Zivilbevölkerung.

2014 wurde Aschraf Ghani neuer Präsident. Seit 2018 gab es Überlegungen in den USA, ihre Soldaten nun abzuziehen. 2020 wurde das Doha-Abkommen von der Regierung Trump unterzeichnet, das den Abzug der Truppen und Friedensvereinbarungen zwischen den USA und den Taliban beinhaltete.
 

Rückkehr der Taliban – Taliban-Offensive (2021)

2021 zogen die USA und dann alle weiteren beteiligten Länder ihre Soldaten ab. Das hatte zur Folge, dass die Taliban Afghanistan wieder einnahmen und die Regierung übernahmen. Innerhalb sehr kurzer Zeit übernahmen sie wieder die Kontrolle.

Präsident Ghani floh. Unter Führung von Ahmad Massoud und Vizepräsident Saleh formierte sich eine neue Allianz des Widerstands, die Nationale Widerstandsfront von Afghanistan, auch Pandschschir-Widerstand genannt, da sie sich im Pandschschirtal versammelte, das nicht von den Taliban kontrolliert wurde. Allerdings mussten Saleh und Massoud fliehen.

Eine Vielzahl an Afghanen floh, insbesondere, wenn sie mit der demokratischen Regierung oder den internationalen Kräften zusammengearbeitet hatten. An den Flughäfen kam es im August 2021 zu dramatischen Szenen, denn zwei Wochen lang wurden Ausreiseberechtigte evakuiert, d.h. Ausländer, aber eben auch Ortskräfte. Die Taliban versuchten Menschen daran zu hindern, zum Flughafen zu gelangen. Bis zum 30. August verließen die letzten US-Soldaten das Land.