Was wäre passiert, wenn Hitler 1938 verschwunden wäre?

Wenn Hitlers Herrschaft 1938 geendet hätte, wie sähe dann das Bild von Hitler in der Geschichtsschreibung aus?

Wenn man sich einfach mal vorstellt, Adolf Hitler wäre 1938 gestorben, noch vor den Novemberpogromen und auch dem Münchner Abkommen. Vielleicht eines natürlichen Todes oder als Opfer eines Attentats, und die nationalsozialistische Herrschaft wäre zu Ende gewesen - wie hätte man dann wohl von Hitler gesprochen?

Hitler wäre für viele ein Held gewesen

Wir können davon ausgehen, Hitler wäre als Held gefeiert worden, als Held, der Deutschland aus dem wirtschaftlichen Chaos herausgeführt hatte. Jemand, der einer Nation wieder Selbstbewusstsein gegeben hat, die Arbeitslosigkeit beseitigt und es erreicht hatte, dass es vielen Deutschen wieder gut ging.

Tatsächlich ging es den Menschen, die das System nicht kritistierten, die keine Juden waren und nicht allzu viel auf ihre politische Freiheit hielten, um einiges besser als vor 1933. Die Jahre von 1933 bis 1938 waren auf der einen Seite eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, viele Menschen hatten wieder Arbeit gefunden, konnten ihre Familien ernähren und der Rest kümmerte sie wenig oder gar nicht. Im Jahr 1936/1937 herrschte in Deutschland die so genannte Vollbeschäftigung, das heißt, dass die meisten Menschen Arbeit hatten. Vor allem die Rüstungsindustrie lockte mit hohen Löhnen und wer 1937 eine Ausbildung zum Flugzeugbauer in der Tasche hatte, der hatte zu diesem Zeitpunkt ausgesorgt und war willkommen auf dem Arbeitsmarkt. Das war einer der Hauptgründe, warum so viele Menschen Hitler wählten.

Der Preis für die Sicherheit war hoch - doch das erkannten viele nicht

Doch es war auch eine Zeit der politischen Verfolgung, der Folter, der ersten Konzentrationslager, der Diskriminierung der Juden und politisch Andersdenkenden, des Terrors, der Angst und des Schreckens. Doch viele Menschen verdrängten diese Tatsache. So würde eine Beurteilung Hitlers nach fünf Jahren wahrscheinlich bei vielen sogar positiv ausfallen. Wahrscheinlich sogar heute noch.

Viele hatten auch Angst vorm Kommunismus

Viele Menschen fürchteten sich auch vor dem Kommunismus und da erschien ihnen der Nationalsozialismus als das kleinere Übel. Auch solche Vorstellungen gab es und verhinderten eine echte Gegenwehr gegen die Nationalsozialisten.

Man spricht bei der Hitlerherrschaft manchmal von einer Zustimmungsdiktatur, einem Begriff, der sich widerspricht, denn in einer Diktatur ist nichts freiwillig und Zustimmung kann nur freiwillig erfolgen und nicht unter Zwang. Doch ein großer Teil der Deutschen war mit dieser Regierungsform einverstanden, solange der persönliche Vorteil überwog. Man fand zwar nicht  alles gut, was zum Beispiel den Juden passierte, aber man ertrug es, solange es einem persönlich nicht betraf. Einen Teil zum positiven Bild trug auch die Propaganda bei, die immer wieder die Erfolge von Partei und politischer Führung in Szene setzte und Kritik von vornherein im Keim erstickte. Überhaupt, jeder Anflug von Kritik wurde unter Strafe gestellt, so dass sich nur wenige überhaupt kritisch äußerten, selbst wenn sie anders gedacht haben sollten.

Die Tatsache, dass die wirtschaftlichen Erfolge Hitlers nur "auf Pump" möglich waren und er das Land konsequent in den Krieg führte, ja führen musste, erkannten 1938 nur wenige.


Blick voraus

Auch heute noch kann man manchmal hören, Hitler hätte bis 1938 ja vieles auch richtig gemacht. Diese Meinung ist gar nicht mal so selten, wie man denken könnte. Doch Hitler hatte ab seinem Regierungsantritt kein anderes Ziel verfolgt als den Krieg, die Unterdrückung und Vernichtung ganzer Völker. Alles war auf dieses Ziel hin ausgerichtet und nichts konnte ihn davon abbringen. Seine innenpolitischen Erfolge wie seine Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik waren nur kurzfristig ausgelegt. Er machte Schulden über Schulden und rüstete dabei zum Krieg auf. Alle Erfolge waren letztlich nur vorgeschoben und keine wirklichen Erfolge.