Wer hat Schuld am Ersten Weltkrieg?
Kriegsschuldfrage 1. Weltkrieg
Wer war eigentlich Schuld am Ersten Weltkrieg? Eine Frage, die sehr schwer zu beantworten ist, da die Zusammenhänge mehr als kompliziert waren. Geht es nur darum, wer den Krieg zuerst erklärte, dann trugen sowohl das Deutsche Reich wie auch Österreich-Ungarn Schuld. Denn sie haben den anderen Nationen zuerst den Krieg erklärt.
Vor allem haben die Deutschen die Neutralität eines Landes wie Belgien verletzt. Das ist auch in der Forschung unstrittig. Allerdings waren alle anderen Nationen auch nicht ganz unschuldig an der Entwicklung, so sehen es jedenfalls heute viele Historiker.
Über die Ursachen des Ersten Weltkrieges streiten die Historiker
Noch heute streiten sich die Historiker über die Kriegsschuldfrage. Während man lange Zeit die Kriegsschuld fast ausschließlich Deutschland zuschrieb, hat sich das mittlerweile geändert. Denn man muss ziemlich genau hinschauen, wie denn die Situation in Europa und der Welt um 1914 - also kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges - ausgesehen hat. So stellt sich auch bei deutsshen Historikern die Schuldfrage neu. Wer war also Schul am Ausbruch des Ersten Weltkrieges? Die Frage nach der Schuld stellt sich immer wieder neu.
Das Deutsche Reich und die Kriegsschuld
In vielen Ländern wartete man schon seit längerer Zeit auf die Katastrophe eines Krieges. Drohungen und immer wiederkehrende Krisen, die einen Krieg hätten auslösen können, gab es schon in den Jahren zuvor. Doch bis zu diesem Zeitpunkt im August 1914 konnte man einen kriegerischen Konflikt noch abwenden.
Vom Attentat über den Versaillerer Vertrag bis zur Weimarer Republik führte der Weg und weiter ...?
Viele dachten, dass der Krieg schnell vorbei sein würde
Niemand konnte sich so wirklich vorstellen, wie sich denn so ein Krieg Anfang des 20. Jahrhunderts entwickeln würde. Woher auch, dann die Nationen und Menschen lebten zumindest in weiten Teilen Europas seit vielen Jahren im Frieden. So dachten viele Militärs im Deutschen Reich - und nicht nur diese -, dass der Krieg nach ein paar Schlachten vorbei sein würde. Und so schlimm würde es schon nicht kommen.
Viele Deutsche meinten, sie würden ihre Heimat verteidigen
Sieht man sich die aktuellen Ereignisse im Juli und August 1914 genau an, so kann man durchaus sagen, "die Ereignisse haben sich überschlagen". Letztlich fühlte sich jedes Land im Recht, fühlte sich angegriffen und glaubte, sich verteidigen zu müssen. So vermittelte der deutsche Kaiser Wilhelm II. in seinen Reden den Deutschen, dass diese sich nur verteidigen würden. Das stimmte natürlich so nicht, aber deshalb waren die Massen begeistert. Viele glaubten, sie würden ihre Heimat, ihre Familien und eben ihr Land verteidigen. Jedenfalls lautete so die Propaganda. Innenpolitisch waren sich viele einig, dass Deutschland sich verteidigen würde.
Sogar die Sozialdemokraten stimmten für den Krieg
Sogar die Sozialdemokraten, die eigentlich immer gegen den Krieg waren, stimmten am Ende im Reichstag dem Krieg zu. Auch wenn es innerhalb der Sozialdemokraten einzelne Stimmen gab, die diese Kriegsbegeisterung hinterfragten, offiziell stand man nun hinter dem Kaiser, der dann auch noch sagte: "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!"
Doch auch die anderen beteiligten Nationen wähnten sich in einem Verteidigungskrieg. Das verbesserte die Situation nicht. Ein englischer Politiker formulierte es einmal so: "Keiner der führenden Männer hat den Krieg tatsächlich gewollt. Sie glitten gewissermaßen hinein, oder besser, sie taumelten und stolperten hinein, vielleicht aus Torheit".
Oder nahm das Deutsche Reich den Krieg bewusst in Kauf?
So sehen es aber nicht alle. Denn es gibt viele Historiker, die der Meinung waren und sind, dass die deutschen Militärs auf den Ersten Weltkrieg bewusst zusteuerten und diesen auch wollten. Sie wollten anderen Nationen die Überlegenheit des Deutschen Reiches vor Augen führen. Der übersteigerte Nationalismus und der Glaube an die "Überlegenheit des deutschen Wesens" war eine wesentliche Triebkraft für den Ersten Weltkrieg.
Eine verhängnisvolle Torheit, die Millionen Menschen das Leben kostete, die unendliches Leid über die Zivilbevölkerung brachte und die auch noch viele Jahre später die nächste Katastrophe des 20. Jahrhunderts heraufbeschwor: den Zweiten Weltkrieg.
Der Kriegsausbruch im Juli 1914 nach dem Attentat auf Franz Ferdinand sollte Folgen für die gesamte Weltgeschichte im 20. Jahrhundert haben. Doch diese zeigten sich erst später nach dem Versailler Vertrag und nach der Zeit der Weimarer Republik.
Blick voraus
Der Kriegsausbruch im Juli 1914 nach dem Attentat auf Franz Ferdinand sollte Folgen für die gesamte Weltgeschichte im 20. Jahrhundert haben. Doch diese zeigten sich erst später nach dem Versailler Vertrag und nach der Zeit der Weimarer Republik. Der Erste Weltkrieg führte weiter in den Zweiten Weltkrieg. So sprechen viele auch von der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. US-amerikanische Historiker und Diplomat George F. Kennan hat diesen Ausdruck geprägt, allerdings erst im Jahr 1979.
Blick voraus
Die deutsche Schuld am ersten Weltkrieg wurde zwar von der Bevölkerung zurückgewiesen, Historiker haben aber die Frage der Kriegsschuld immer wieder gestellt. So befassten sich viele Historiker mit der Frage der Verantwortung für den Ausbruch des 1. Weltkrieges und machten die Kriegsschuldfrage zu einem wichtigen Thema. Doch wenn auch Deutschland heute vielleicht nicht mehr die alleinige Schuld am Ausbruch eingeräumt wird, gibt es immer noch eine Diskussion und unterschiedliche Meinungen zur Frage der Kriegsschuld.