Anita Augspurg und Clara Zetkin: ihrer Zeit voraus

Anita Augspurg und Clara Zetkin: Zwei bedeutende Frauen!

Was verband Anita Augsburg und Clara Zetkin, was trennte sie?

Anita Augspurg (1857-1943) und Clara Zetkin (1857-1933) verbindet das gleiche Geburtsjahr, nämlich das Jahr 1857. Beide setzten sich für die Rechte der Frauen ein, wenn auch mit unterschiedlichen Zielen. Begegnet sind sie sich mindestens einmal und zwar beim Ersten Internationalen Frauenkongress, der 1896 in Berlin stattfand.

Anita Augspurg

Schon die Erscheinung von Anita Augspurg zeigte, dass sie anders sein wollte. Sie trug ihr Haar kurz, was dem Frauenbild der Zeit widersprach. Kurze Haare galten als unweiblich. Da sich Anita Augspurg für das Wahlrecht der Frauen einsetzte, für stärkere politische Mitbestimmung und eine gleichberechtigte Stellung der Frau, zählte sie zum radikalen Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung. Frauen und Männer sollten aktiv am gesellschaftlichen Leben und an der Politik teilnehmen, gleichberechtigt und selbstbestimmt leben. Nur so war für Anita Augspurg eine demokratische, lebendige und menschenfreundliche Gesellschaft möglich. Sie war Pazifistin, trat für den Frieden ein und war gegen den Krieg.

 

Clara Zetkin war radikaler als Anita Augsburg

Von Clara Zetkin wurde diese Art von Frauenbewegung belächelt, für sie ging es in erster Linie um den Sieg der Arbeiterklasse und dann erst in zweiter Linie um die Frauenemanzipation. Sie war der Meinung, nach der Befreiung der Arbeiter würde sich die Frauenfrage von selbst lösen. Sie strebte eine sozialistische Gesellschaft an, in der Frauen und Arbeiterinnen gleiche Rechte wie Männer besitzen würden. Für sie war die bürgerliche Frauenbewegung - auch der radikalere Flügel, dem Anita Augspurg angehörte - zu harmlos und zu wenig durchsetzungsfähig.

Teilweise sah sie allerdings in dem radikalen Teil der bürgerlichen Frauenbewegung wohl ein bisschen Konkurrenz. Denn Anita Augspurg setzte sich eben auch für Rechte der Fabrikarbeiterinnen ein, sie wollte Rechte für alle Frauen und da gehörten die Arbeiterinnen dazu.

Clara Zetkin war ausgebildete Lehrerin. Wegen des Sozialistengesetzes wohnte Clara Zetkin zuerst in Zürich und dann in Paris. 1907 lernte Clara Zetkin den berühmten Kommunisten Lenin kennen. Mit ihm war sie ihr ganzes Leben lang befreundet. Eine weitere berühmte Freundin war Rosa Luxemburg. Mit ihr gehörte sie der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands an. 


Blick voraus

Anita Augspurg setzte sich politisch insofern durch, dass sie später als Parteilose für den Bayrischen Landtag kandidierte. Sie stand der USPD und Kurt Eisner nahe. Sie beantragte 1923 auch eine Ausweisung Adolf Hitlers wegen Volksverhetzung. Deshalb musste sie 1933 in die Schweiz fliehen, wo sie 1943 starb. Seit 1994 verleiht übrigens die Stadt München einen wichtigen Preis, den Anita-Augspurg-Preis. Dieser wird an Frauen oder Organisationen vergeben, die sich für die Gleichberechtigung der Frauen in besonderem Maße eingesetzt haben.

Clara Zetkin war in der Weimarer Republik 13 Jahre lang Abgeordnete der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands). Sie starb im Juni 1933.