Frauen in der DDR

Frau in der DDR

Anders als in der Bundesrepublik bildete die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen Schwerpunkt der Frauen- und Familienpolitik in der DDR.

Während im Westen für ein Leben als Hausfrau und Mutter geworben wurde, die Berufstätigkeit der Frau per Gesetz nur mit Zustimmung des Ehemannes erlaubt war (bis 1977) und somit also für ein traditionelles Frauenbild geworben wurde, verfolgte man in der DDR schon früh eine Gleichstellungspolitik. Bereits 1950 wurde das Gesetz über die Rechte der Frau verabschiedet. Warum war das so unterschiedlich?
 

Berufstätigkeit der DDR-Frau: weltanschauliche und wirtschaftliche Gründe

Die Gleichstellung der Frau wurde in der DDR mehrfach begründet. So gehört die Emanzipation zu den ältesten Forderungen der Arbeiterbewegung. Sie gehört somit zur Weltanschauung (Ideologie) eines sozialistischen Staates.

Aber auch aus wirtschaftlichen Gründen war es notwendig, dass Frauen berufstätig waren. In den 1950er Jahren musste das Land nach dem Krieg wieder aufgebaut werden, zudem flohen viele Menschen in den Westen - da wurde jede Hand gebraucht. Später sorgte die marode Volkswirtschaft der DDR dafür: Um die Produktion zu steigern, war die Berufstätigkeit von Frauen notwendig.

Der Anteil der berufstätigen Frauen war in der DDR einer der höchsten in der Welt. 1986 waren 91,3 Prozent der Frauen berufstätig (Bundesrepublik ca. 50 Prozent). Allerdings blieben die meisten Führungspositionen in der Wirtschaft dennoch in Männerhand.

Auch im Politbüro der SED saß jemals nur eine Frau als Kandidatin. Neben Margarete Müller gehörten Margot Honecker und Inge Lange zu den wenigen Politikerinnen in den obersten Machtzentralen. Immerhin war aber der Anteil der Frauen z. B. unter den Richtern, Ärzten oder Abgeordneten höher als zur gleichen Zeit in Westdeutschland.

Die meisten Frauen arbeiteten in frauentypischen Berufen und nicht als Kraftfahrerin, wie es das Plakat links gerne hätte. Haushalt und Erziehung blieben zudem weitgehend in den Händen der Frau. Die Gleichberechtigung  von Frauen und Männern blieb also auf bestimmte Bereiche beschränkt.
 

Kinder und Beruf

Um auch Müttern die weitere Berufstätigkeit zu ermöglichen, wurde für eine ausreichende Anzahl an Krippen- und Kindergartenplätzen gesorgt. Während der Schwangerschaft und 18 Monate nach der Geburt wurde das volle Gehalt weiter gezahlt.

Geheiratet wurde früher als in der BRD, denn bei der Wohnungsvergabe bevorzugte man junge Ehepaare. Allerdings lag auch die Scheidungsrate höher, nicht zuletzt, weil Frauen durch ihre Berufstätigkeit finanziell unabhängiger waren als ihre Geschlechtsgenossinnen im Westen.
 

Doppelbelastung der DDR-Frauen führt zu niedriger Geburtenrate

Obwohl die äußeren Umstände für berufstätige Mütter also sehr gut waren, litten diese dennoch unter der Doppelbelastung von Beruf und Familie. Das führte dazu, dass die Geburtenrate in der DDR immer weiter sank. 1972 lag sie bei 58,6 Prozent, 1975 fiel sie auf 52,3 Prozent.

Man versuchte diese Entwicklung umzukehren, indem man weitere Anreize für Mütter schuf: Für Mütter mit drei Kindern wurde 1972 die 40-Stunden-Woche eingeführt, 1976 galt das auch für Mütter mit zwei Kindern. Nach der Geburt des zweiten Kindes konnten sich Mütter nun ein Jahr freistellen lassen - bei voller Bezahlung. Ab 1986 galt das auch schon beim ersten Kind.

Die Geburtenbeihilfe wurde von 500 auf 1000 Mark erhöht, junge Ehepaare erhielten einen zinslosen Kredit und der Ausbau von Kindergärten wurde weiter gefördert. Tatsächlich stieg die Geburtenrate wieder: 1976 lag sie bei 55,9 Prozent. Bis 1980 stieg sie sogar auf 67,4 Prozent.
 

Der Internationale Frauentag in der DDR

Im Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen entstand 1910 bei Sozialistinnen die Idee zu einem "Internationalen Frauentag". Gefeiert wurde er am 8. März. Nachdem die Nationalsozialisten den Feiertag verboten hatten, wurde er 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone wieder eingeführt.

So wurde er zum festen Bestandteil der DDR. In der Bundesrepublik hingegen ging die Bedeutung dieses Tages verloren. In den östlichen Bundesländern wird der 8. März hingegen bis heute begangen, indem Frauen eine Blume geschenkt wird und man ihnen zum Frauentag gratuliert.