Walter Ulbricht
- * Geboren:
- 30. Juni 1893 in Leipzig
- † Gestorben:
- 1. August 1973 in Templin (Uckermark)
- Beruf:
- Politiker (DDR)
- Beziehungsstatus:
- verheiratet mit Martha (ab 1920) und Lotte (ab 1953)
- Kinder:
- Adoptivtochter Beate (*1944)
- Hobbys:
- Langlaufski
- Besondere Kennzeichen:
- Spitzbart und hohe Stimme, Lieblingswort "ja?"
Wer war Walter Ulbricht?
Walter Ulbricht war zwischen 1949 und 1971 der mächtigste Politiker der DDR. Unter seiner Führung wurde die DDR zu einem sozialistischen Staat ausgebaut.
Von der SPD zur KPD
Walter Ulbricht wurde am 30. Juni 1893 in Leipzig geboren. Als junger Mann trat er 1912 der SPD bei, zu deren linken Flügel er gehörte. Nach der Gründung der KPD am 1. Januar 1919 wechselte Ulbricht bald zu den Kommunisten.
Ab 1924 war er für die Kommunististische Internationale (Komintern) tätig, einem weltweiten Zusammenschluss kommunistischer Parteien. Für die Kominern reiste Ulbricht auch nach Moskau.
In Sachsen wurde er in den Landtag gewählt und war ab 1928 auch Mitglied des Reichstags. Außerdem wurde er ins ZK der KPD gewählt. So nahm er also schon vor dem Zweiten Weltkrieg eine hohe Stellung in der Partei ein.
Ulbricht in der Zeit des Nationalsozialismus
Mit der Machtübernahme Hitlers war ein Verbot der KPD verbunden. Die Nationalsozialisten verfolgten die Kommunisten, die KPD konnte nur im Untergrund weiter arbeiten. Ulbricht wurde steckbrieflich gesucht und tauchte zunächst in Paris unter. Nach einer weiteren Station in Prag kam er 1938 nach Moskau.
Anführer der Gruppe Ulbricht
Noch vor der Kapitulation des Deutschen Reiches kehrte Ulbricht am 30. April 1945 zurück. Er führte die nach ihm benannte "Gruppe Ulbricht" an, die in Berlin helfen sollte, die Verwaltung und Organisation des öffentlichen Lebens wieder aufzubauen, sobald Deutschland kapituliert hatte.
Das sollte natürlich ganz im Sinne der Kommunistischen Partei geschehen. Außerdem sollte die Bevölkerung im Hinblick auf die Rote Armee beruhigt werden, damit diese friedlich empfangen würde.
Beate
1946 adoptierten Walter Ulbricht und seine Lebensgefährtin Lotte Kühn ein Mädchen, deren ukrainische Mutter, eine Zwangsarbeiterin, bei einem Luftangriff auf Leipzig gestorben war. Lotte Kühn konnte nach schweren Krankheiten keine Kinder mehr bekommen.
Mit 15 Jahren wurde Beate zum Studium nach Leningrad geschickt. Walter und Lotte überwarfen sich 1963 mit ihrer Tochter, weil die gegen den Willen der Eltern eine italienischen KP-Funktionär geheiratet hatte. Ulbricht enterbte seine Tochter schließlich.
Walter Ulbrichts Aufstieg zur Macht
1946 organisierte Ulbricht auch den Zusammenschluss von SPD und KPD zur SED. Für die SED war er Abgeordneter im Landtag von Sachsen bzw. Sachsen-Anhalt.
Nach der Gründung der DDR wurde Walter Ulbricht am 7. Oktober 1949 Stellvertreter des Ministerpräsidenten Grotewohl.
Seine eigentliche Machtposition aber erreichte er im Juli 1950. Die SED wurde nach sowjetischem Vorbild umstrukturiert. So schuf man ein Zentralkomitee (ZK), dessen Vorsitzender der Generalsekretär (ab 1953 umbenannt in Erster Sekretär) war. In diesem Amt konzentrierte sich die eigentliche Macht im Staat. In dieses Amt wählte man Walter Ulbricht. Er hatte es schließlich bis 1971 inne - mehr als 20 Jahre lang.
Aufbau des Sozialismus
1952 verkündete Ulbricht als vorherrschendes Ziel den Aufbau des Sozialismus. Die Verstaatlichung der Betriebe und eine Bodenreform zu Lasten der Großgrundbesitzer waren noch vor Gründung der DDR durchgeführt worden.
Die SED baute ihre Machtposition weiter aus, auch mit Hilfe des 1950 gegründeten Ministeriums für Staatssicherheit. Gegen die Kirche ging man verschärft vor, als Alternative zur Konfirmation wurde die staatliche Jugendweihe geschaffen.
Die Armee wurde zur Nationalen Volksarmee ausgebaut. Insbesondere die Schwerindustrie sollte nun gefördert werden. Die Verwaltung wurde zentralisiert, indem 1952 die fünf Länder zugunsten von 14 Bezirken abgeschafft wurden. Begonnen wurde im gleichen Jahr mit der Kollektivierung der Landwirtschaft. Die innerdeutsche Grenze wurde im Mai 1952 abgeriegelt.
Ulbricht und Stalin
Josef Stalin starb im März 1953. Bis dahin agierte der sowjetische Machthaber stets hinter den Kulissen. Ulbricht war Stalin immer Rechenschaft schuldig. Als Stalin gestorben war, setzte sein Nachfolger Chruschtschow zahlreiche Reformen durch und man begann mit der "Entstalinisierung".
Als engem Vertrauten Stalins wackelte nun auch Ulbrichts Stuhl - zumal man Ulbricht vorwarf, einen Personenkult um sich zu betreiben. So wurden viele Betriebe oder Institutionen nach Ulbricht benannt und zu seinem 60. Geburtstag am 30. Juni 1953 plante er große Jubelfeiern.
Der 17. Juni 1953
Doch zuvor geschah etwas, das Walter Ulbricht in seiner Position hielt: der Aufstand des 17. Juni. Der war auch ausgelöst worden durch den von Ulbricht angestrebten Aufbau des Sozialismus, durch den die Arbeitsnormen stark erhöht worden waren.
Hätte man Ulbricht nun abgesetzt, hätte man es als Schwäche auslegen können. So beließ man es dabei, einen neuen Kurs zu fahren und einige Maßnahmen zurückzunehmen. Gegen die Aufständischen ging man brutal vor, über das Land wurde der Ausnahmezustand verhängt.
Machtausbau: Staatsratsvorsitzender
1960 konnte Ulbricht seine Macht sogar noch weiter ausbauen. Nach dem Tod des Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, schaffte man dieses Amt ab und schuf dafür den Staatsrat als kollektives Staatsoberhaupt. Staatsratsvorsitzender wurde Walter Ulbricht. Damit hatte er nun sowohl den Parteivorsitz als auch den Staatsvorsitz inne.
Mauerbau und Grenzsicherung
Unter Walter Ulbricht fand eines der einschneidendsten Ereignisse der deutschen Geschichte statt: der Bau der Berliner Mauer. Noch am 15. Juni 1961 sagte Ulbricht während einer Pressekonferenz "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten."
Am 13. August geschah dann aber genau das. In den folgenden Jahren wurden sowohl die die innerdeutsche Grenze als auch die Berliner Mauer immer weiter befestigt und nur unter Lebensgefahr passierbar.
Kultur- und Wirtschaftspolitik
Unter Walter Ulbricht wurden zahlreiche alte Gebäude abgerissen. Neu errichtet wurde Bauten im Stil des Sozialistischen Klassizismus: monumental, überbordend, palastartig. Was die Jugend betraf, wollte Ulbricht eine eigene Jugendkultur im Land schaffen, die sich von der im Westen unterscheiden sollte.
Der Wirtschaft sollte das "Neue Ökonomische System" zu neuem Aufschwung verhelfen. Es förderte den Aufbau einer sozialistischen Leistungsgesellschaft. Betriebe erhielten mehr Eigenständigkeit. Doch bald bangte die SED um ihre Macht - und nahm die Reformen zurück.
Entmachtung Ulbrichts 1971
Schon 1967 eckte Ulbricht mit dem neuen sowjetischen Staatschef Leonid Breschnew an. Walter Ulbricht vertrat nämlich die Ansicht, die DDR sei ein Vorbild für die anderen Ostblock-Staaten, weil sie den Sozialismus schon besonders weit verwirklicht habe. Damit stellte er jedoch die Führungsrolle der Sowjetunion in Frage.
Ab 1969 verlor Ulbricht dann den Halt im Politbüro. Insbesondere in der Wirtschafts- und Außenpolitik verfolgte Ulbricht einen Kurs, der keine Unterstützung (mehr) fand. Eine Gruppe um Erich Honecker, Willi Stoph und Günter Mittag wandte sich an Breschnew, der Ulbricht schließlich im März 1971 den Rücktritt nahelegte.
Gezwungenermaßen legte Ulbricht dann am 3. Mai 1971 seine Ämter nieder, offiziell "aus gesundheitlichen Gründen". Er blieb zwar Staatsratsvorsitzender bis zu seinem Tod am 1. August 1973, die Macht im Staat aber hatte Erich Honecker übernommen.