Willy Brandt wird Bundeskanzler – Sozialliberale Koalition
21.10.1969
SPD und FDP bilden die erste sozialliberale Koalition
Die neue sozialliberale Koalition von SPD und FDP, die sich nach der Wahl zum 6. Deutschen Bundestag gebildet hatte, wählte Willy Brandt am 21. Oktober 1969 zum neuen Bundeskanzler.
Damit war Willy Brandt der erste sozialdemokratische Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Insgesamt war er der vierte Bundeskanzler der Bundesrepublik (nach Adenauer, Erhard und Kiesinger). Vizekanzler und neuer Außenminister wurde Walter Scheel (FDP).
Sozialliberale Koalition
Andere Politiker der SPD, darunter auch Helmut Schmidt, hätten lieber die Große Koalition fortgeführt, also eine Koalition von SPD und CDU. Willy Brandt zog die Koalition mit der FDP vor, obwohl sie gemeinsam nur eine Mehrheit von 12 Sitzen im Bundestag hatten. So wurde die sozialliberale Koalition gebildet.
Reformen unter Willy Brandt
Eine Woche später kündigte Brandt am 28. Oktober 1969 ein umfangreiches Reformprogramm an. Die Neue Ostpolitik stieß er ebenfalls an, indem er sich zu gleichberechtigten Verhandlungen mit der DDR bereit erklärte. Das neue Motto lautete "Zwei Staaten – eine Nation".
"Wandel durch Annäherung" war ebenfalls ein neues Motto, das die alte Politik ablöste. Zusammen mit Brandt galt sein Vizekanzler und Außenminister Walter Scheel als "Vater" der Entspannungspolitik. Brandt erhielt 1971 den Friedensnobelpreis für seine neue außenpolitische Ausrichtung.
Innenpolitische Reformen erfolgten in der Sozial-, Bildungs- und Rechtspolitik. Hier lautete das Motto "Mehr Demokratie wagen". Das Verharren in der Nachkriegszeit sollte überwunden werden.
Die Ausgaben für Bildung, aber auch für Renten wurden erhöht. Um auch Studenten von Eltern mit geringerem Einkommen ein Studium zu ermöglichen, wurde das BAföG erlassen, das Bundesausbildungsförderungsgesetz. Die Chancengleichheit im Bildungswesen sollte so verbessert werden.
Siehe auch: Erfurter Gipfeltreffen (19. 3. 1970), Kniefall von Warschau (7. 12. 1970), Grundlagenvertrag mit der DDR (21. 12. 1972)