Die Oktoberrevolution
Mit der Februarrevolution von 1917 war zwar die Herrschaft der Zaren in Russland beendet worden, doch die Probleme des Landes waren damit nicht gelöst. Nach wie vor litt die Bevölkerung Hunger, steckten die Arbeiter im sozialen Elend und kostete die Kriegsführung im Ersten Weltkrieg viel Geld.
Die Doppelherrschaft von Duma (dem Parlament) und Räten (Sowjets) führte zu Uneinigkeit in vielen Fragen. Für Ende November 1917 war eine verfassunggebende Versammlung geplant, die endgültig über eine neue Verfassung und damit auch über die zukünftige Staatsform des Landes entscheiden sollte. Doch dazu kam es nicht mehr.
Lenin und Trotzki
Lenin, Anführer der Bolschewiken (siehe dazu: Lenin), kehrte aus dem Exil zurück und drängte an die Macht. An seiner Seite stand Leo Trotzki, der ebenfalls aus dem Exil zurückkehrte und Vorsitzender des Petrograder Sowjets wurde. Trotzki stellte die Roten Garden auf, eine eigene Armee der Bolschewiken, und rief das Militärisch-revolutionäre Komitee Petrograds (MRKP) ins Leben, das die Befehlsgewalt in den militärischen Standorten Petrograds übernahm. Das Zentralkomitee der Partei (der Bolschewiken) beschloss am 10. Oktober 1917 (27. September nach dem bis 1918 in Russland geltenden Julianischen Kalender) einen Aufstand gegen die Provisorische Regierung unter Alexander Kerenski.
Machtübernahm der Bolschewiken
Am 7. November (25. Oktober) begann der Aufstand, die eigentliche Oktoberrevolution. Der Winterpalast als Sitz der Regierung wurde ohne Blutvergießen eingenommen. Genauso ruhig und reibungslos erfolgte auch die Absetzung der Regierung und die Übernahme der Macht durch die Bolschewiken.
Am 7. November (25. Oktober) fand der Allrussische Sowjetkongress statt, eine Versammlung aller Räte (Sowjets), die die Machtübernahme nun auch juristisch untermauern sollte. Die Abgeordneten der Räte waren neben 390 Bolschewiken auch 160 Sozialrevolutionäre und 72 Menschewiken (siehe dazu auch: Lenin und die Bolschewiken). Der rechte Flügel der Sozialrevolutionäre und die Menschewiken verließen den Kongress aber wieder aus Protest gegen den Staatsstreich.
Man beschloss im "Dekret über den Frieden" Friedensverhandlungen mit dem Deutschen Reich zu führen, die schließlich in den Frieden von Brest-Litowsk mündeten. Russlands Teilnahme am Ersten Weltkrieg war damit beendet, wenn auch unter großen Zugeständnissen. Im "Dekret über Grund und Boden" wurden die Gutsbesitzer enteignet. Damit hatten die Bolschewiken die Bauernschaft auf ihrer Seite.
Die Folgen
Lenin rief die Sozialistische Sowjetrepublik aus. Ein "Rat der Volkskommissare" bildete die Regierung. Ihr gehörten nur Bolschewiken an, darunter Trotzki und Stalin. Nicht die Räte, sondern die Bolschewiken hatten die politische Führung im Land.
War die Übernahme der Macht einfach und schnell verlaufen, wurde die Erhaltung der Macht jedoch sehr viel schwerer. Am 20. Dezember 1917 (7. Dezember) wurde die Tscheka gegründet, die Staatssicherheit, die politische Gegner gewaltsam ausschaltete. In den nächsten Jahren tobte ein grausamer Bürgerkrieg, den die Rote Armee der Bolschewiken schließlich gewann. 1922 folgte die Gründung der Sowjetunion.