Wie heißt der Lieblingsdichter des Kaisers?

Wie hieß eigentlich der Lieblingsdichter des Kaisers?

Kaiser Wilhelm II. schätzte die Heimatdichtung sehr und einer der bekanntesten so genannten Heimatdichter war Ludwig Ganghofer.

Was machte nun einen wahren Heimatdichter aus? Ein Heimatdichter liebte seine Heimat, die in seinen Geschichten und Romanen oft verklärt als heile Welt dargestellt wurde. Im Gegensatz zum schnellen und oft chaotischen Leben in der Stadt, ging es auf dem Land noch gemütlicher zu. Es galten noch die alten Werte und Traditionen. Die Menschen auf dem Land waren einfach, ehrlich und treu. So wurden sie jedenfalls in der Heimatdichtung beschrieben. Es gab Gut und Böse, wobei das Gute meist über das Böse siegte. Das war in Wirklichkeit sicher nicht so, denn gerade auf dem Land gab es auch viel Not und Elend. Aber der Heimatdichter sah eben in erster Linie das Positive, das er dazu noch ein Stück weit verklärte.

Ganghofer war ein Bestseller-Autor

Die Literaturkritik hat die Heimatdichtung immer verachtet. Auch die Heimatromane des Schriftstellers Ludwig Ganghofer waren Heimatdichtung. Seine Romane handelten von den Schicksalen und Erlebnissen der Menschen inmitten der bayerischen Alpenwelt, vor allem in und um Berchtesgaden, seiner Heimat. Zu seiner Zeit war er einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller. Heute würden wir einen solchen Autor einen Bestseller-Autor nennen. Ganghofer schrieb Romane, Kurzgeschichten und Novellen, aber auch Theaterstücke und Lustspiele, sogar Gedichte.  Während des Ersten Weltkriegs war er als Kriegsberichterstatter tätig.

Ganghofer förderte moderne Autoren seiner Zeit

Auch wenn Ganghofers Werk der Heimatdichtung zuzuordnen ist, hat er sich sehr für eine ganz andere Art von Literatur eingesetzt, die sehr viel moderner war als das, womit er selbst so erfolgreich wurde. Er kannte berühmte literarische Persönlichkeiten der Zeit und hatte Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal oder Richard Strauss zu Gast. Auch förderte er persönlich Dichter wie Rilke oder Frank Wedekind, Dichter, die sehr modern waren und keine Heimatromane schrieben. 

So kann man bei Ludwig Ganghofer von einer durchaus schillernden Persönlichkeit sprechen, die nicht nur rückwärtsgewandte Heimatdichtung hervorbrachte, sondern durchaus auch neuen Strömungen offen gegenüber war. Hier ein kleiner Ausschnitt aus der Dichtung Ganghofers.

So begann zum Beispiel einer seiner bekanntesten Romane "Die Martinsklause":

"Eine stille Sommernacht war hingegangen über die Berge, und der Tag wollte kommen.

Über die regungslosen Wipfel der alten, schwer mit Moos behangenen Fichten fiel schon ein graues Licht und zitterte durch alle Lücken des steilen Waldes. Einzelne Vogelstimmen ließen sich schüchtern vernehmen. Sonst lautlose Stille. Nur in weiter Ferne das gleichmäßige Rauschen eins Wildbaches und manchmal ein helles Klirren, wenn die beiden Männer, die auf schmalem, häufig von dürrem Astwerk versperrtem Wildpfad durch den Wald emporstiegen, mit den gestachelten Bergstöcken die schwellende Moosdecke durchbohrten und auf Stein gerieten.

Voran stieg ein Alter mit gebeugtem Rücken und schwerfälligem Schritt. Die Beine waren mit verwittertem Ziegenfell umschnürt, den Körper bedeckte ein Hemd aus grobem Hanftuch mit fransig ausgerissenen Ärmeln, und darüber hing eine graue rauhaarige Katze. Ein Gesicht war kaum zu erkennen. Bis tief in die Wangen wucherte der graue struppige Bart, wie Dächlein hingen die weißen Brauen über die Augen herab, und unter der abgegriffenen Lederkappe quollen in dicken Büscheln die schneeigen Haare hervor. Gewand und Arme des Alten waren mit Ruß bestäubt, denn die Kohlhütte war sein Haus und Heim. Das verriet auch der Name, mit welchem der hinter ihm Schreitende, ein Mönch im schwarzen Ordenskleid der Augustiner, ihn anrief: "Kohlmann!"...


Wenn du noch mehr lesen möchtest, findest du hier einige Werke:
http://www.wissen-im-netz.info/literatur/ganghofer/werke.htm

Unter diesem Link kannst du in den Ganghofer-Text "Der Graben-Teufel" hineinhören.