Schule zur Kaiserzeit
Schule im Kaiserreich
Die Schule, die alle Kinder besuchen mussten, nannte sich Volksschule.
Alle Kinder besuchten die Volksschule
Die Kinder gingen im Kaiserreich in der Regel acht Jahre in die Schule und zwar vom sechsten bis zum 14. Lebensjahr. Das galt zumindest für Kinder, die in Preußen lebten. In Bayern sah das wieder anders aus, da galt die Schulpflicht bis zum 13. Lebensjahr. Während in einer Berliner Klasse bis zu 70 Schüler sitzen durften, drückten in Leipzig in Sachsen höchstens 60 Schüler die Schulbank. Die einzelnen deutschen Länder bestimmten auch selbst darüber, was genau an ihren Schulen unterrichtet wurde. Die Schule, die alle besuchen mussten, nannte sich Volksschule.
Schulen auf dem Land und Schulen in der Stadt
Auch gab es große Unterschiede zwischen den Schulen auf dem Land und Schulen in der Stadt. So waren zum Beispiel viele Dorfschullehrer und Lehrerinnen ohne richtige Ausbildung. Schullehrerin war quasi so eine Art von Nebenjob. Oft erhielten die Lehrer und Lehrerinnen kein Gehalt, sondern die Eltern bezahlten mit dem, was sie hatten: der Bäcker mit Brot, der Metzger mit Fleisch, der Müller mit Mehl usw. In den Städten war die Lehrer-Ausbildung zwar etwas besser, aber Lehrer und Lehrerinnen, die in den Volksschulen arbeiteten, bekamen auch dort wenig Geld für ihre Arbeit. Deshalb gab es auch viele Frauen, die diesen Beruf ausübten.
Nur eines von zehn Kindern ging aufs Gymnasium
Zur Kaiserzeit wechselte nur ein ganz geringer Teil der Kinder von der Volksschule, die für alle Pflicht war, auf eine weiterführende Schule. Von zehn Kindern verließ gerade mal eines die Volksschule. Die meisten Arbeiterkinder blieben auf der Volksschule. Es war einerseits bei den Arbeitern nicht üblich, die Kinder, auch wenn sie begabt waren, auf ein Gymnasium zu schicken. Außerdem mussten die Kidner in vielen Arbeiterfamilien möglichst mitarbeiten und schnell Geld verdienen. So einen Luxus wie der Besuch eines Gymnasiums konnten sich Arbeiter kaum leisten.
Setzen! Steh auf! Ruhe! ...
In der Schule glaubten die Kinder oft, sie wären auf einem Kasernenhof. So sah auch die Erziehung aus. Viele Lehrer sprachen die Kinder im Befehlston wie auf dem Kasernenplatz an: "Setzen!", "Steh auf", "Ruhe!", "Hefte zeigt!". Die Kinder hatten höflich und respektvoll zu sein und wehe dem, der das nicht war.
Weil es in der Schule so streng zuging, gingen viele Kinder gar nicht gerne in die Schule. Aktive Jungen hatten mit Strafen zu rechnen, wenn sie nicht folgten, das konnten auch Schläge sein, auf die Hand oder auch auf den Hintern. Von der Prügelstrafe machten viele Lehrer gerne Gebrauch. Und viele Eltern waren froh, dass ihre Kinder in der Schule von den Lehrern erzogen wurden, hatten sie ja gar keine Zeit für Kindererziehung, weil sie die meiste Zeit arbeiten mussten.
Schule war ziemlich militärisch
Wie lernten die Kinder nun im Kaiserreich? Da das Militär eine wichtige Rolle spielte, begegneten die Kinder diesem Leben in Pflicht schon sehr früh. Schon in den Kinderliedern ging es ziemlich militärisch zu. Vielleicht kennst du das Weihnachtslied, das von einem bekannten deutschen Dichter, Hoffmann von Fallersleben, gedichtet wurde: "Morgen kommt der Weihnachtsmann"? Dieses lautete ursprünglich folgendermaßen:
"Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinem Gaben; Trommel, Pfeife und Gewehr, Fahn` und Säbel und noch mehr, ja ein ganzes Kriegesheer, möcht´ ich gerne haben.
Später wurde der Text dann umgedichtet und fiel weniger militärisch aus.